Corona:Hausärzte wollen die telefonische Krankschreibung wieder

Lesezeit: 1 min

Der höchste Krankenstand, die wenigsten Überstunden, die meiste Teilzeit - so fasst ein Experte die Situation auf dem Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr zusammen. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Wegen vieler Corona-Fälle und Erkältungen bitten die Allgemeinmediziner um Entlastung. Viele Menschen kämen in ihre Praxen, ohne dass dies medizinisch notwendig sei.

Angesichts zahlreicher Corona- und Erkältungs-Erkrankungen in Deutschland fordern Deutschlands Hausärzte die Rückkehr zur telefonischen Krankschreibung. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, nannte es "ein echtes Ärgernis", dass es die Möglichkeit, die Arbeitsunfähigkeit (AU) telefonisch festzustellen, nicht mehr gebe. "Die Telefon-AU würde für eine echte Entlastung sorgen", sagte Weigeldt der dpa.

Seit dem 1. Juni müssen Patientinnen und Patienten wieder in die Praxis oder in eine Videosprechstunde gehen, wenn sie eine Krankschreibung brauchen. Bei leichten Erkrankungen der oberen Atemwege war es bis zum 31. Mai möglich, sich für sieben Tage telefonisch krankzuschreiben.

Krankenhäuser
:"Noch nie so viele Personalausfälle durch Covid"

Mehr als die Hälfte der deutschen Intensivstationen müssen ihren Betrieb einschränken, weil viele Beschäftigte erkrankt sind - dabei liegen dort mehr als doppelt so viele Covid-Patienten wie im vergangenen Sommer.

Von Jakob Wetzel

Bei einem einfachen grippalen Infekt oder einem milden Corona-Verlauf, so Weigeldt, sei ein persönlicher Arztbesuch nicht immer zwingend erforderlich. In diesen Fällen böte es sich aus Sicht des Verbandschefs an, wenn die Hausärztinnen und Hausärzte die Betroffenen nach telefonischer Konsultation für einige Tage krankschreiben könnten. Beide Seiten würden sich in der Regel seit Langem kennen, sagte Weigeldt. Missbrauch sei sehr selten. "Stattdessen werden die Patientinnen und Patienten nun wieder gezwungen, sich krank in die Praxen zu schleppen."

Nach Angaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist eine Rückkehr zur Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung möglich. Der Ausschuss ist das Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaft, der Krankenkassen und der Krankenhäuser, das über die Leistungen der gesetzlichen Kassen und Regeln wie bei der Krankschreibung entscheidet. "Sollte die Corona-Pandemie erneut stark an Fahrt gewinnen, kann der Gemeinsame Bundesausschuss seine Sonderregelungen (...) wieder aktivieren", sagte die Sprecherin. Dies könne in bestimmten Regionen oder bei Bedarf auch bundesweit geschehen.

Derzeit ist laut Robert-Koch-Institut eine Zunahme an Corona-Infektionsfällen zu beobachten. Es dominiert die Omikron-Sublinie BA.5. Zudem zeigen Daten und Einschätzungen aus der Ärzte- und Apothekerschaft, dass es für die Jahreszeit ungewöhnlich viele Atemwegsinfekte in Deutschland gibt.

© SZ/dpa/zaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungPandemie
:Wenn keiner mehr Maske trägt, fühlt sich das doch richtig an

In Deutschland steigt die Kurve der Corona-Sorglosigkeit. Das dürfte sich im Herbst rächen. Es wartet ein unheilvolles Gespann.

Kommentar von Christina Berndt

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: