Attentat:Nato-Soldaten in Afghanistan getötet

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Trotz massiver internationaler Präsenz ist die Sicherheitslage in Afghanistan angespannt: US-Soldaten stehen Spalier, um Verwundete zu verabschieden. (Foto: Brendan Smialowski/afp)

Ein Selbstmordattentäter fährt mit seinem Motorrad in eine Patrouille in Bagram und tötet 19 Menschen.

Von Daniel Brössler, Brüssel

Bei einem Selbstmordanschlag sind am Montag in Afghanistan sechs Nato-Soldaten ums Leben gekommen. Drei weitere Soldaten seien bei dem Sprengstoffanschlag am Mittag in Bagram im Osten Afghanistans verletzt worden, bestätigte der Sprecher der Nato-Mission Resolute Support in Kabul. Einzelheiten und die Nationalität der Opfer teilte er nicht mit. Der Leiter des Bezirks Bagram, Abdul Schakur Kundus, sagte nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur, die Opfer seien amerikanischer Herkunft.

Der Attentäter sei mit seinem Motorrad in eine afghanisch-amerikanische Fußpatrouille gefahren und habe einen Sprengsatz gezündet, sagte er. Auch drei afghanische Soldaten seien verwundet worden. In Bagram befindet sich das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Afghanistan. Die radikalislamischen Taliban behaupteten in einer Botschaft, sie hätten 19 Amerikaner getötet.

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich im zu Ende gehenden Jahr massiv verschlechtert. Damit bestätigten sich Befürchtungen, dass die afghanischen Streitkräfte trotz der Ausbildungs- und Unterstützungsmission Resolute Support (Entschlossene Unterstützung) nicht in der Lage sein würden, das Ende des internationalen Kampfeinsatzes auszugleichen. Nach mehr als zehn Jahren war Ende 2014 die Nato-geführte Isaf-Mission abgeschlossen worden.

Alarm schlug am Wochenende der Vizegouverneur der südafghanischen Provinz Helmand. "Ich kann nicht länger schweigen. Helmand steht kurz vor dem Fall", schrieb Mohammed Dschan Rasuljar am Sonntag in einem Facebook-Eintrag an Präsident Aschraf Ghani. In den vergangenen zwei Tagen seien 90 Soldaten bei Kämpfen mit der islamistischen Rebellenbewegung getötet worden. Der Vizegouverneur forderte sofortige Verstärkung aus der Hauptstadt Kabul. Ghani warf er vor, die bedrohliche Lage in Helmand herunterzuspielen und bisherige Hilferufe ignoriert zu haben.

Unübersehbar war die dramatische Lage auch durch die kurzzeitige Eroberung der Stadt Kundus im Norden Afghanistans im September geworden. Die Provinzhauptstadt war von den Taliban überrannt worden, bevor sie nach tagelangen Kämpfen von der Armee zurückerobert werden konnte.

Es sollen weiter 12 000 Soldaten aus Nato und Partnerländern der afghanischen Armee beistehen

Anfang Dezember reagierte die Nato auf die Entwicklung und stoppte den Plan, die Unterstützungsmission in Afghanistan zurückzufahren. Aufgegeben wurde beim Treffen der Außenminister in Brüssel das Vorhaben, die Truppen der Mission Resolute Support zum Jahreswechsel in Kabul zusammenzuziehen und ihre Zahl stark zu verringern. Als "unerledigtes Geschäft" bezeichnete der amerikanische Nato-Botschafter Douglas Lute die Lage vor Ort. Nun sollen weiterhin gut 12 000 Soldaten aus der Nato und den Partnerländern den afghanischen Streitkräften beistehen. Das Kontingent der Bundeswehr, die im Norden Verantwortung trägt, soll von 850 auf 980 aufgestockt werden.

Noch warten die Afghanen auf verlässliche Zusagen für die weitere Finanzierung ihrer Streitkräfte. Mit jährlich vier Milliarden Dollar der internationalen Geber ist diese nur bis Ende 2017 gesichert. Allerdings wurden die nötigen Summen bereits in Aussicht gestellt.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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