Atomausstieg:Mehr Geld

Konzerne erhöhen Mittel für Atom-Altlast auf 40 Milliarden Euro.

Von Michael Bauchmüller

Die vier Atomkraftbetreiber RWE, Eon, Vattenfall und EnBW haben ihre Rückstellungen für die Atomkraft aufgestockt. Die Mittel beliefen sich mittlerweile auf 40,1 Milliarden Euro, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der Grünen-Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl. Demnach hat vor allem der Vattenfall-Konzern, der für die beiden norddeutschen Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel zuständig ist, seine Rückstellungen angehoben. Sie wuchsen gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent. Bei den anderen drei Konzernen bewegt sich das Plus zwischen 0,8 (RWE) und 3,2 Prozent (EnBW).

Um die Höhe der Rückstellungen tobt seit Monaten ein erbitterter Kampf. Experten bemängeln, die Unternehmen rechneten mit zu optimistischen Annahmen. So kalkulierten sie immer noch mit Zinssätzen von mehr als vier Prozent - trotz des massiven Rückgangs der Zinsen in Europa. Der Zusammenhang ist jedem Sparer vertraut: Je höher die Zinsen, desto weniger müssen die Unternehmen in der Gegenwart zurückstellen, um in ferner Zukunft eine Summe X aufbringen zu können. So müssen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Milliarden für Bau und Betrieb eine Atommüll-Endlagers bereitstehen. Sollten die Mittel dann aber nicht ausreichen oder Stromkonzerne zwischenzeitlich verschwunden sein, müsste der Steuerzahler für die Altlast aufkommen. Seit dem Herbst geht eine Kommission der Frage nach, wie sich das verhindern lässt.

An diesem Dienstag wollen die drei Vorsitzenden der Kommission mit den Vorstandschefs der Atomkonzerne zusammentreffen. Im Zentrum steht ein Vorschlag, einen Teil der Mittel in einem Fonds zu sichern. So sollen die Unternehmen im Wesentlichen den Rückbau der Atomkraftwerke aus ihren Rückstellungen begleichen. Den Rest soll ein Fonds übernehmen. Umstritten ist aber, wie viel die Konzerne in diesen Fonds überweisen. "Ich glaube immer noch, dass wir die Chance auf eine Lösung haben", sagte der Grünen-Politiker Jürgen Trittin, einer der drei Vorsitzenden. Allerdings dränge die Zeit. Am Mittwoch tritt die Kommission abermals zusammen. Schon Ende Februar hätte sie ihre Arbeit abschließen sollen, die Sitzung am Mittwoch sollte nun die letzte und entscheidende sein. Doch die Terminsuche für ein allerletztes Treffen läuft bereits.

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