Migration:Asylanträge in Deutschland gehen deutlich zurück

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Asylbewerber vor einem Wohngebäude des Ankerzentrums im bayerischen Manching vergangenen Mai. 2018 ging die Zahl der Asylerstanträge auf 162 000 zurück. (Foto: Stefan Puchner/dpa)
  • 2018 haben in Deutschland etwa 162 000 Menschen Asylerstanträge gestellt.
  • Insgesamt gab es 2017 mit 1,55 Millionen Zuzügen nach Deutschland 16,9 Prozent weniger Einwanderung. 1,12 Millionen Menschen sind ausgewandert.
  • Innenminister Seehofer sagt, die Bundesregierung habe das Zuwanderungsgeschehen zunehmend in den Griff bekommen.

In Deutschland suchen inzwischen deutlich weniger Menschen Schutz als in den Jahren zuvor. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Asylerstanträge auf 162 000 zurück. Das gab Bundesinnenminister Horst Seehofer bei der Präsentation der Asylzahlen für das Jahr 2018 und des Migrationsberichts 2016/2017 bekannt. Die meisten Flüchtlinge kamen aus Syrien, Irak und Afghanistan.

Nach den Spitzenwerten aus 2016 mit mehr als 700 000 Erstanträgen waren die Zahlen schon 2017 stark auf gut 198 000 gefallen. Unter den Asylanträgen im Jahr 2018 seien 32 000 Kinder im Alter von unter einem Jahr, gab Seehofer an. 35 Prozent der Asylanträge seien erfolgreich, sagte Hans-Eckard Sommer, der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Dabei habe die Bearbeitungszeit der Anträge im Durchschnitt drei Monate gedauert.

Auch die Schutzquote ging weiter zurück. In rund 35 Prozent aller Fälle gewährte das Bundesamt für Migration Schutz. Im Jahr 2016 hatte die Gesamtschutzquote in Form von Asyl, Flüchtlingsstatus, subsidiärem Schutz oder Abschiebeverbot noch gut 43 Prozent erreicht.

Seehofer sagte, die Bundesregierung habe das Zuwanderungsgeschehen zunehmend in den Griff bekommen und den Spannungsbogen zwischen Humanität und Steuerung bemerkenswert gut gemeistert. Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag eine Spanne von jährlich 180 000 bis 220 000 Menschen als Obergrenze für den Zuzug Schutzsuchender vereinbart. Bei der Reduzierung der Flüchtlingszahlen hätten neue Asylgesetze, aber auch die Schließung der Balkanroute und der Deal mit der Türkei geholfen.

Die Wege, auf denen Asylbewerber nach Europa kämen, hätten sich zuletzt verändert. Es sei deutlich, "dass der Schwerpunkt zurzeit in Spanien liegt". Er glaube nicht, dass in absehbarer Zeit ein einheitliches europäisches Asylrecht komme. "Es wäre bitter notwendig, aber wir sind weit davon entfernt."

"Das Migrationsgeschehen wird uns noch jahrelang begleiten", sagte Seehofer. Er plane deshalb keinen Stellenabbau im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die Mitarbeiter seien gut geschult und würden für Integration und Rückführung benötigt.

Ein Viertel aller Erstanträge, 44 167, wurde von Syrern gestellt. Rund zehn Prozent stammten von Irakern. Es folgten Menschen aus Iran mit fast 11 000 Anträgen sowie aus Nigeria, der Türkei und aus Afghanistan mit jeweils etwa 10 000.

Der Migrationsbericht für 2016 und 2017 zeigt, dass die gesamte Zuwanderung nach Deutschland rückläufig ist. 2017 gab es demnach mit 1,55 Millionen Zuzügen nach Deutschland 16,9 Prozent weniger Einwanderung. Zwei Drittel der Menschen seien aus europäischen Staaten gekommen, vor allem aus Polen und Rumänien. Dem stünden 1,12 Millionen Auswanderer entgegen. Diese Zahl hat sich deutlich erhöht. "Die Zuwanderung nach Deutschland ist wieder mehrheitlich europäisch und sie gilt zunehmend dem Studium und der Erwerbstätigkeit", sagte Bamf-Präsident Sommer. "Das ist eine gute Nachricht."

Der eigentlich jährlich erscheinende Migrationsbericht umfasst diesmal zwei Jahre, weil es dem Bamf zufolge technische Umstellungen bei der Erstellung der Bevölkerungsstatistiken gab.

Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe der Daten hatte sich Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt zu Wort gemeldet. Obwohl die Zahl der Neuanträge deutlich sinke, "erhöht Deutschland den Druck auf die EU-Grenzstaaten durch Steigerung der innereuropäischen Abschiebungen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Pro Asyl fordere stattdessen "einen solidarischen europäischen Politikansatz der Bundesregierung", fügte der Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation hinzu. "Das heißt Aufnahmezusage für aus Seenot Gerettete in nennenswertem Umfang und die Aufnahme aus den Elendslagern der griechischen Inseln." Deutschland habe dafür die erforderliche Infrastruktur und Aufnahmekapazitäten.

© SZ.de/dpa/afp/saul/kit - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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