Assange:Notwendige Aufklärung

Die Debatte um Wikileaks bedarf der Versachlichung.

Von Gunnar Herrmann

Es mag sich ihm nicht sofort erschließen, doch im Grunde sollte es auch in Julian Assanges Interesse liegen, dass Schwedens Staatsanwaltschaft die Voruntersuchung gegen den Wikileaks-Gründer nun wieder aufnimmt. Zugegeben: Die Angelegenheit ist ein bisschen verworren. Die Voruntersuchung wegen einer Sexualstraftat geht zurück auf die Anzeige einer Frau aus dem Jahr 2010. Ihr Fall - und der einer weiteren Schwedin, deren Vorwürfe aber verjährt sind - haben damals zu dem europäischen Haftbefehl geführt, dem sich Assange durch Flucht in die ecuadorianische Botschaft entzogen hatte. Weil es aussichtslos erschien, ihn dort zu belangen, stellte die Staatsanwaltschaft ihre Untersuchung ein. Die Vorwürfe der Frau blieben aber bestehen. Ihr Anliegen, die Sache mit juristischen Mitteln aufzuklären, ist berechtigt - die Staatsanwälte konnten gar nicht anders, als den Fall nach dem Ende des Botschaftsasyls neu aufzunehmen.

Die Vorwürfe gegen Assange, die sich - anders als die Anklage in den USA - um sein Privatleben und nicht um sein journalistisches Wirken drehen, haben nicht nur seinen Ruf, sondern auch den seiner Enthüllungsplattform beschädigt. Den Fall endlich abzuschließen, könnte dazu beitragen, die Debatte um die unbestreitbaren Verdienste von Wikileaks zu versachlichen.

© SZ vom 14.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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