Argentinien:Der Präsident als Spalter

Das Vertrauen in Mauricio Macri ist dahin. Der Peso fällt und fällt, im Land grassiert die Furcht vor einer neuerlichen Staatspleite.

Von Boris Herrmann

Der ehemalige Bauunternehmer und Fußballfunktionär Mauricio Macri hat mit zwei Versprechen das Amt des Staatspräsidenten von Argentinien erobert: Er wollte das Land versöhnen und die Volkswirtschaft ankurbeln. Beides kann er bis zum Ende seiner ersten Amtszeit im nächsten Jahr absehbar nicht mehr schaffen. Eine zweite Amtszeit wird es für Macri deshalb wohl nicht geben.

Die Argentinier streiten wie eh und je. Egal ob es um unter mysteriösen Umständen verstorbene Staatsanwälte geht oder um verschwundene Menschenrechtsaktivisten, um die Aufarbeitung von Diktaturverbrechen oder das Thema Abtreibung - all das wird höchst ideologisch diskutiert. Und Macri, der selbsternannte Versöhner, entpuppte sich dabei als neuer Spalter.

Die Gräben vertieft hat auch sein Umgang mit der Wirtschafts- und Währungskrise. Sein Kniefall vor dem Internationalen Währungsfonds schürte tief verwurzelte Ängste vor einem rigiden Sparkurs, die aus der Zeit der Staatspleite von 2001/2002 stammen. Das hat seiner Popularität schwer geschadet - und es hat, wie sich nun zeigt, nichts gebracht. Die Entwertung des Peso setzt sich rapide fort. Beim anstehenden G-20-Gipfel in Buenos Aires wollte sich Macri als Global Player präsentieren. Nun empfängt er die Mächtigen der Welt als hilfloser Verwalter eines Krisenstaates.

© SZ vom 31.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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