Nahostkonflikt:Proteste um Gaza-Krieg weiten sich an US-Universitäten aus

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Ein Demonstrationslager an der Columbia-Universität in New York. Am Montag wurden die Vorlesungen nur noch virtuell abgehalten, um die Lage zu entschärfen. (Foto: Stefan Jeremiah/dpa)

Mehrere Unis können die aufgeheizte Stimmung kaum noch kontrollieren - die Columbia Universität bittet die Polizei um Hilfe und bietet Vorlesungen bis Semesterende hybrid an.

Mehrere Elite-Universitäten in den USA ringen seit Tagen damit, aufgeheizte Proteste rund um den Gaza-Krieg unter Kontrolle zu bringen.

Am Montag (Ortszeit) wurden an der New York University (NYU) sowie an der Yale University nach Angaben der beiden Hochschulen Dutzende Demonstranten festgenommen, die sich geweigert hatten, nicht genehmigte Proteste zu beenden.

An der Columbia University in New York blieben die Unterrichtsräume geschlossen. Die Uni hatte am Montag Studierende aufgefordert, zu Hause zu bleiben - Präsidentin, Minouche Shafik kündigte an, dass der Unterricht an diesem Tag nur noch online stattfinden würde, um die angespannte Lage auf dem Campus zu entschärfen.

Später hieß es dann in einer Mitteilung der Universität, dass der Hybrid-Unterricht - soweit möglich - bis Ende des Semesters fortgesetzt werde, da "Sicherheit die höchste Priorität habe".

"Wir wurden Zeuge von aufrührerischem, störendem und feindseligem Verhalten, das die Sicherheit unserer Gemeinschaft beeinträchtigt hat", teilte wiederum ein NYU-Sprecher mit. "Wir haben auch erfahren, dass es einschüchternde Sprechchöre gab und mehrere antisemitische Vorfälle gemeldet wurden." Es habe "eine Reihe von Festnahmen" gegeben. Die genaue Zahl blieb zunächst unklar.

US-Präsident Joe Biden hatte zuvor Stellung zu den Ereignissen an den Unis genommen. "Ich verurteile die antisemitischen Proteste", sagte er und fügte hinzu: "Ich verurteile auch diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern los ist."

An der Yale University seien 60 Protestteilnehmer festgenommen worden, teilte die Uni im US-Bundesstaat Connecticut mit.

Begonnen hatte die Protestwelle an der Columbia University. Dort hatte die Polizei am Donnerstag ein Zeltlager auf dem Campus geräumt und gut 100 Teilnehmer festgenommen.

"Gefühl von Chaos"

In der Nacht auf Sonntag war es dennoch bei einer Demonstration zu heftigen antisemitischen Äußerungen gekommen. Videoaufnahmen zeigten, wie Teilnehmer unter anderem riefen: "Brennt Tel Aviv bis auf den Grund nieder." Jüdische Studierende wurden aufgefordert, zurück nach Polen zu gehen. Ein Rabbi warnte jüdische Studierende daraufhin davor, den Campus zu betreten.

Auch andernorts errichteten Demonstranten den Berichten zufolge Zeltlager, störten Campus-Veranstaltungen. Es herrsche ein "Gefühl von Chaos", schrieb die Washington Post.

Die Columbia-Präsidentin muss nach der Räumungsaktion nun Konsequenzen befürchten: Mitglieder der America Association of University Professors der Columbia wollen offenbar einen Misstrauensbeschluss gegen Shafik und andere Universitätsbeamte einbringen, weil diese angeblich "die grundlegenden Anforderungen der akademischen Freiheit ... und ihren beispiellosen Angriff auf Studenten" verletzt hätten, heißt es bei CNN.

Demonstrierende fordern Solidarität mit den Palästinensern und verlangen von ihren Hochschulen, finanzielle Beziehungen mit Israel zu beenden.

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte sich der Streit über den Konflikt in Nahost an US-Unis wiederholt entladen.

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