Anschlag in Arizona:"Der freundliche Attentäter" - erstmals vor Gericht

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Jarred Lee Loughner hat 15 Minuten, dann geht es zurück in die Zelle. Erstmals spricht der Attentäter von Arizona mit dem Richter. Sein Auftritt verblüfft die Beobachter - mit so viel Selbstbewusstsein hatten sie nicht gerechnet.

Der Präsident macht Arizona zur Chefsache. Zunächst schickte Barack Obama den FBI-Direktor Robert Mueller mit dem Auftrag nach Tucson, persönlich die Ermittlungen gegen den Attentäter Jarred Lee Loughner zu leiten. Am Mittwoch will sich Obama selbst ein Bild des Tatorts machen, an dem sechs Menschen starben und die demokratische Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords durch einen Kopfschuss schwer verwundet wurde.

Der Präsident reise zu einer noch nicht näher bestimmten Art von Gedenkzeremonie nach Tucson, zitierte das US-Blog Politico am Montagabend einen Regierungsbeamten. Details hätten zunächst nicht festgestanden. Am Montag hatte Amerika mit einer Schweigeminute der Opfer des Attentats gedacht. An Bundesgebäuden im ganzen Land wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt.

"Er wusste genau, was vor sich ging"

In Phoenix, der Hauptstadt des Bundesstaats Arizona, ist der Todesschütze indes erstmals vor Gericht erschienen. Von mehr als einem Dutzend US-Marshalls bewacht, wurde Loughner zwei Tage nach dem Mordanschlag zu seinem Haftprüfungstermin geführt.

Das Gespräch dauerte 15 Minuten. Der 22 Jahre alte Attentäter wurde zu seinen Personalien befragt, zudem las ihm der Richter die Anklagepunkte und das mögliche Strafmaß vor, wie ein Reporter des US-Fernsehsenders CNN berichtete. Freunde oder Familienangehörige des Attentäters seien nicht in dem völlig von Journalisten überfüllten Raum gewesen.

Loughner habe den Eindruck vermittelt, alles verstanden zu haben, berichtete der Reporter. "Er war mental voll da, wusste genau, was vor sich ging." Er habe selbstbewusst gewirkt. Der an Händen und Füßen gefesselte Todesschütze sei dem Richter gegenüber freundlich gewesen und habe sich gut ausgedrückt. An seiner rechten Seite seines kahlgeschorenen Kopfes sei eine Wunde sichtbar gewesen, hieß es.

Erfahrene Anwältin

Am 24. Januar wird Loughner erneut vor Gericht erscheinen, für diesen Termin wurde eine Anhörung anberaumt. Der Todesschütze wird von Anwältin Judy Clarke vertreten, die nach Angaben der New York Times bereits "Unabomber" Theodore Kaczynski und Zacarias Moussaoui, einen Komplizen der Anschläge vom 11. September 2001, verteidigte. Zunächst war unklar, ob die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe fordert. Der Attentäter ist des mehrfachen Mordes und versuchten Mordes angeklagt.

Die Ermittler gehen davon aus, dass Loughner das Attentat auf Giffords, das am Samstag mit sechs Toten und 14 Verletzen geendet war, gezielt geplant hat. Bei einer Durchsuchung im Haus Loughners fanden die Beamten in einem Safe entsprechende Hinweise.

"Ich habe vorausgeplant"

Unter den Funden war ein Briefumschlag mit verschiedenen Botschaften Loughners. Sie enthielten Formulierungen wie "Mein Attentat", "Ich habe vorausgeplant" und auch den Namen der demokratischen Kongressabgeordneten.

Sein Opfer liegt weiterhin im Krankenhaus. Giffords Gesundheitszustand blieb unverändert kritisch, stabilisierte sich zwei Tage nach dem Anschlag allerdings. Mediziner nannte es "ein Wunder", dass die 40-Jährige den glatten Kopfdurchschuss überhaupt überlebt habe. Sie könne hören, verstehen und befolge Anweisungen, sagte der Arzt Peter Rhee. Das zeige, dass Denkprozesse "auf einem ziemlich hohen Niveau" funktionierten.

Die Politikerin gehöre zu einer "sehr kleinen Gruppe", die eine solche Verletzung überlebten, hieß es von den Ärzten. Giffords habe nach Aufforderung zwei Finger gehoben und die Hand gedrückt.

© sueddeutsche.de/dpa/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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