Annan gibt Syrien-Mandat auf:Scheitern eines Chancenlosen

Am wenigsten für seinen Rücktritt kann er selbst: Kofi Annan hat alles in seiner Macht Stehende getan, um eine Eskalation in Syrien zu verhindern. Nur folgt das arabische Land nicht dem Rhythmus des Westens.

Sonja Zekri

Kofi Annan gibt auf. Monatelang hat er um Verbesserungen gerungen, wo nur Eskalation zu sehen war. Ende August läuft sein Mandat als Syrien-Beauftragter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga aus, er wird es nicht verlängern.

Vergebliche Friedensmüh: Kofi Annan erklärt seinen Rücktritt als Syrien-Sonderbeauftragter der UN. (Foto: AP)

Für die Aufständischen war er eine Reizfigur: Sie wollen eine Verurteilung Syriens im Sicherheitsrat, besser noch eine Sicherheitszone an der türkischen Grenze oder ein Flugverbot. Sie wollen Medikamente, Lebensmittel - und sie wollen Panzer. Gespräche mit dem Assad-Regime wollen sie nicht.

Kofi Annan ist gescheitert, weil keiner der Gegner seinem Sechs-Punkte-Plan eine Chance gab, nicht das Regime, das zu viel Blut vergossen hat, um mit dem Blutvergießen aufzuhören, nicht die Aufständischen, die mit diesem Staat keinen Frieden mehr machen, nicht die heldenhaft friedlich Protestierenden. Keine Seite wollte eine Waffenruhe, niemand einen Dialog. Kofi Annan hatte nie eine Chance.

Hat er einen diplomatischen Durchbruch verschleppt? Hat er dem Aufstand geschadet? Wenn man sich ansieht, wie gering der Einfluss der UN-Beobachter in Syrien war, muss man sagen: nicht einmal das.

Die Politiker in Washington und Brüssel, in Ankara und Riad folgen dem Rhythmus der Geschütze in Syrien, nicht umgekehrt. Wäre Annan nie nach Damaskus gereist, die Assad-Gegner hätten Aleppo nicht schneller erreicht. Aber auch nicht langsamer.

© SZ vom 03.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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