Amokfahrt in Bottrop:Autofahrer hatte "klare Absicht, Ausländer zu töten"

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Der von der Polizei abgesperrte Tatort nach dem Anschlag in Bottrop. (Foto: dpa)
  • Ein Mann hat in der Silvesternacht in Bottrop offenbar gezielt Menschen angefahren und dabei mindestens fünf Personen verletzt.
  • NRW-Innenminister Reul sagte, der 50-Jährige habe die klare Absicht gehabt, "Ausländer zu töten".
  • Unter den Opfern sind Menschen aus Syrien und Afghanistan.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Der Autofahrer, der im Ruhrgebiet absichtlich mehrere Fußgänger angefahren hat, hatte offenbar ein fremdenfeindliches Motiv. Der Mann hegte die "klare Absicht, Ausländer zu töten", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag in Bottrop. Der Fall müsse "sehr ernst genommen werden", es werde mit Hochdruck ermittelt. Mindestens fünf Menschen waren bei der Fahrt in der Silvesternacht teils schwer verletzt worden

Das neue Jahr war noch keine Stunde alt, da machte der Mann aus Essen mit seinem Auto offenbar Jagd auf fremde Fußgänger. Der 50-Jährige fuhr am frühen Dienstagmorgen mit seinem silbernen Mercedes in Bottrop in eine Fußgängergruppe. "Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem gezielten Anschlag aus", teilen Polizei und Staatsanwaltschaft zunächst mit. Die Ermittler haben demnach auch "erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers".

Drei Minuten nach dem Jahreswechsel habe der Autofahrer im Westen Bottrops zunächst "offensichtlich absichtlich" auf einen einzelnen Fußgänger zugehalten, berichten die Behörden. Dieses mutmaßlich erste Opfer habe sich noch retten können; dessen Identität war am Dienstag zunächst nicht bekannt.

Danach sei der mutmaßliche Täter etwa zwei Kilometer weiter, mitten in den Silvesterfeierlichkeiten in der Innenstadt, in die Gruppe von Passanten gefahren; dazu gehörten auch Menschen aus Syrien und Afghanistan. Am Dienstagnachmittag habe noch einer der Verletzten im Krankenhaus gelegen, sagte eine Polizeisprecherin.

Schließlich sei der Autofahrer die wenigen Kilometer zurück nach Essen geflüchtet. Dort habe er versucht, in eine Menschengruppe zu fahren, die an einer Bushaltestelle gewartet habe. Nach Angaben von NRW-Innenminister Reul hat es danach noch einen vierten Tatort gegeben. Beim Versuch, in eine weitere Personengruppe zu fahren, sei eine Person leicht verletzt worden. Dann hat die Polizei den Mann nach eigenen Angaben angehalten und festgenommen. Dabei habe er sich fremdenfeindlich geäußert. Das Polizeipräsidium Münster führt nun die Ermittlungen in dem Fall.

Die Attacke erinnert an einen Vorfall in Recklinghausen Ende Dezember. Auch damals steuerte ein Autofahrer seinen Wagen in eine Fußgängergruppe, die an einer Bushaltestelle gewartet hatte. Dabei starb eine 88-jährige Frau, acht Menschen wurden verletzt. Ermittlern zufolge war der Autofahrer psychisch krank. Bislang habe die Polizei aber keine Erkenntnisse über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Fall in Recklinghausen und der Fahrt in der Silvesternacht, sagte eine Sprecherin.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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