Airbnb:Das Grundübel bleibt

Die Städte müssen dem US-Konzern die Stirn bieten, damit Wohnungen nicht mehr zweckentfremdet werden.

Von Monika Maier-Albang

Airbnb will seine Wohnungen überprüfen, alle sieben Millionen, um sicherzugehen, dass sie die Qualitätsstandards erfüllen. Gute Idee. Die Kunden werden sich freuen, wenn jemand ein Auge darauf hat, dass der Kühlschrank funktioniert, die Handtücher sauber sind und der hinterlegte Schlüssel leicht zu finden ist. Am Grundübel ändert das nichts: an der Zweckentfremdung von Wohnraum.

Wollte Airbnb dieses Problem wirklich angehen, müsste der US-Konzern einen Grundpfeiler seines Geschäftsmodells aufgeben und zurückkehren zur Ursprungsidee - ein Gastgeber lädt gegen Bezahlung in seine Wohnung ein. Heute aber ist Airbnb vieles: Absteige für Langzeitmieter, Plattform für Leute, die eine Partylocation suchen, oder für Urlauber, die ein günstiges Appartement mit eigenem Bad mieten wollen - und eben kein Bett im Wohnzimmer. Großvermieter machen sich diesen Kundenwunsch zunutze.

Auf dem Land und in Kleinstädten ist das ja kein Problem. In Städten wie München, Paris oder London mit ihrem brutal umkämpften Wohnungsmarkt aber sind zweckentfremdete Appartements unsozial. Die Städte haben begonnen, dagegen vorzugehen. Sie sollten dem Konzern noch deutlicher und vor allem vereint die Stirn bieten. Darauf zu warten, dass er von sich aus auf Einnahmen verzichtet, ist utopisch.

© SZ vom 08.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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