Afghanistan: US-Militär startet Offensive:Angriff im Morgengrauen

Lesezeit: 1 min

Mehr als 4000 Soldaten sind auf dem Vormarsch: Das US-Militär hat in der südafghanischen Unruheprovinz Helmand einen Angriff auf die radikalislamischen Taliban begonnen. Auch afghanische Streitkräfte sind beteiligt.

Das US-Militär hat in der Nacht zum Donnerstag in der südafghanischen Provinz Helmand eine Großoffensive gegen die radikalislamischen Taliban gestartet. An der Operation mit dem Namen "Khanjar" (Krummdolch) sind nach Angaben des Militärs 4000 US-Marineinfanteristen und 650 afghanische Soldaten beteiligt. Zudem seien 50 Flugzeuge im Einsatz.

Die Operation unterscheide sich von vorherigen Offensiven in ihrer "Schnelligkeit und dem Ausmaß der Streitkräfte", erklärte Brigadegeneral Larry Nicholson.

Langfristig Stabilität schaffen

Die Soldaten sollen eine Reihe von Stützpunkten errichten und in Helmand bleiben, berichtete der TV-Sender NBC. Es handele sich um die erste größere Militäroffensive im Rahmen der neuen Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama. Ziel sei es, langfristig die Sicherheitslage in der Provinz zu verbessern und Stabilität zu schaffen, damit die Bevölkerung eine legitime Regierung einsetzen könne, sagte ein Militärvertreter dem Sender.

Den Angaben der NBC zufolge entsandten die USA während der vergangenen beiden Monate rund 8500 Marineinfanteristen (Marines) nach Helmand. Nach der neuen Strategie des US-Präsidenten sollen die US-Truppen in Afghanistan um insgesamt 21.000 Soldaten verstärkt und ein neues Schwergewicht auf die zivile und wirtschaftliche Hilfe gelegt werden.

Obama räumt dem Kampf gegen die Taliban in Afghanistan und im benachbarten Pakistan Vorrang vor dem Krieg im Irak ein, wo sich die US-Truppen am Dienstag bereits aus den Städten und Dörfern zurückzogen. Den eher glücklosen US-Kommandeur in Afghanistan, General David McKiernan, wechselte Obama inzwischen gegen General Stanley McChrystal aus, einen Spezialisten für verdeckte Militäroperationen.

400 Angriffe von Aufständischen

Die Sicherheitslage in Afghanistan verschlechtert sich zusehends. Allein in der ersten Juni-Woche wurden nach den Worten des Kommandeurs der US-Truppen im Nahen und Mittleren Osten, General David Petraeus, mehr als 400 Angriffe von Aufständischen verzeichnet.

Das sei die höchste Zahl seit der von den USA geführten militärischen Niederschlagung des Taliban-Regimes 2001. Im Juni vergangenen Jahres habe man wöchentlich noch etwas weniger als 250 Taliban-Angriffe gezählt, im Januar 2004 seien es weniger als 50 pro Woche gewesen, sagte ein Sprecher des Vier-Sterne-Generals.

© dpa/AFP/Reuters/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: