Afghanistan:Dutzende sterben bei Selbstmordanschlag in Kabul

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Bei dem Anschlag kamen mehrere Menschen ums Leben. (Foto: REUTERS)
  • Am Sonntag verübten Anhänger der Terrormiliz IS einen Selbstmordanschlag vor einem Zentrum zur Registrierung von Wählern in Kabul.
  • Mindestens 57 Menschen kamen ums Leben, 119 wurden verletzt.
  • Afghanistan will am 20. Oktober die seit drei Jahren überfällige Parlamentswahl nachholen.

Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Wählerregistrierungszentrum in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind nach Behördenangaben am Sonntag mindestens 57 Menschen getötet worden, darunter fünf Kinder. Weitere 119 Personen seien verletzt worden, teilte das Ministerium für öffentliche Gesundheit mit. Die Opferzahlen könnten weiter zunehmen. Nach Angaben des Polizeichefs von Kabul zündete der Attentäter am Eingang des Zentrums inmitten einer Menschenmenge mehrereSprengsätze. Der Selbstmordattentäter habe Zivilisten angegriffen, die sich zum Erhalt von Ausweisen versammelt hätten.

Islamischer Staat bekennt sich, Taliban streiten Verantwortung ab

Eine Woche vor dem Anschlag begannen Behörden damit, Bürger für die Parlamentswahlen im Oktober zu registrieren. Sowohl die islamistischen Taliban als auch ein örtlicher Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) betrachten die afghanische Regierung und demokratische Wahlen als unrechtmäßig. Der IS bekannte sich in einer Stellungnahme zu dem Selbstmordanschlag. Man habe Schiiten angegriffen, erklärte die Miliz über ihr Sprachrohr Amak. Die Taliban bestritten indes, für den Selbstmordanschlag verantwortlich zu sein. Vergangene Woche hatten Extremisten Behördenangaben zufolge drei Polizeibeamte getötet, die für den Schutz von Wählerregistrierungszentren in zwei afghanischen Provinzen zuständig waren.

Der Anschlag wurde in einem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil im Westen der Stadt verübt. In mehr als 7000 Wahlzentren können sich volljährige Afghanen zwei Monate lang für die Wahl registrieren lassen. Afghanistan will am 20. Oktober die seit drei Jahren überfällige Parlamentswahl nachholen. Die Abstimmung sollte ursprünglich schon 2015 stattfinden, wurde aber wegen Sicherheitsbedenken und logistischen Problemen immer wieder verschoben. Die Wahl gilt als Generalprobe für die Präsidentenwahl, die im April 2019 stattfinden soll. Die Behörden rechnen damit, dass neben den radikalislamischen Taliban und des IS auch örtliche Anführer und Milizen versuchen werden, die Abstimmung zu stören.

© afp/dpa/areu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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