Die Staatsanwaltschaft Hannover hat den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff vernommen. Am 29. Juni sei der CDU-Politiker als Zeuge zu Vorwürfen gegen seinen früheren Sprecher Olaf Glaeseker im Zusammenhang mit den High-Society-Parties "Nord-Süd-Dialoge" befragt worden, berichtet das Nachrichtenmagazin Focus. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte der Nachrichtenagentur dapd zufolge die Vernehmung.
Wulff war im Februar 2012 nach Affären um Vorteilsnahme und Medienbeeinflussung zurückgetreten. Wulffs enger Vertrauter Glaeseker soll Sponsorengelder gesammelt und dafür Urlaube vom Partyveranstalter Manfred Schmidt erhalten haben. Dem Focus zufolge haben die Beamten Wulff knapp drei Stunden lang zu drei Partys zwischen 2007 und 2009 befragt, bei denen er Schirmherr war. Wulff habe den Ermittlern gesagt, dass er von Glaesekers Machenschaften nichts gewusst habe, berichtet der Focus.
Erste belastbare Ergebnisse will die Staatsanwaltschaft im Herbst bekanntgegeben. Dann will sie auch über eine mögliche Anklage gegen Wulff im Verfahren wegen Vorteilsnahme entscheiden. Dabei geht es um einen gemeinsamen Sylt-Urlaub Wulffs mit dem Filmproduzenten David Groenewold. Wulffs Frau Bettina verweigert dem Focus zufolge die Aussage.
Mit ungebrochener Unterstützung stellt sich währenddessen die Osnabrücker CDU hinter Wulff. Der Parteiverband der Heimatstadt des ehemaligen Bundespräsidenten würde ihm gerne die Ehrenbürgerwürde verleihen, sagte Osnabrücks CDU-Franktionschef Fritz Brickwedde der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Wulff hat unbestrittene Verdienste um Osnabrück. Sieht man nur die, wäre eine Verleihung eine Selbstverständlichkeit", so Brickwedde. Den Vorschlag hatte die Partei bereits vor Monaten eingebracht. Wenn die Staatsanwaltschaft Hannover das Verfahren gegen Wulff einstelle und die Vorwürfe gegen Wulff nicht zuträfen, würde die Stadt über die Ehrenbürgerschaft beraten.