Äthiopien:USA kürzen  Millionenhilfen

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Washington gibt seine neutrale Position im Streit um den Nil-Staudamm auf und unterstützt Ägypten.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Anfang des Jahres wollte US-Präsident Donald Trump noch den neutralen Vermittler spielen im Streit zwischen Äthiopien und Ägypten um einen Mega-Staudamm am Nil, nun hat er sich auf eine Seite geschlagen. Das Außenministerium in Washington teilte mit, dass die USA "eine vorübergehende Pause" einlegen würden in der Finanzierung verschiedener Entwicklungshilfeprojekte in Äthiopien. Eine genaue Summe wurde nicht genannt, das Magazin Foreign Policy berichtet aber, dass es sich bei den Kürzungen um bis zu 130 Millionen Dollar handeln könnte. Die Entscheidung sei auf "Unterweisung des Präsidenten" gefallen, teilte das Außenministerium mit. Grund seien "Bedenken über die einseitige Entscheidung Äthiopiens den Damm zu befüllen, bevor es eine Einigung gibt und alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen bereit stehen".

Der Grand Ethiopian Renaissance Staudamm (Gerd) sorgt seit Baugebinn 2011 für Streit zwischen Ägypten und Äthiopien. Ägypten fürchtet, dass der Damm während der Befüllung des Stausees nicht mehr genug Wasser durchlässt, für die 100 Millionen Einwohner Ägyptens ist der Nil fast die einzige Wasserquelle. Äthiopien sieht im Staudamm nur Vorteile, für sich und die Nachbarländer. Von den etwa 110 Millionen Einwohnern Äthiopiens hat bisher nur etwa ein Drittel Zugang zu Strom, der Damm könnte so viel Energie produzieren, dass auch die Nachbarländer mit Elektrizität versorgt werden könnten. Der Damm sorge zudem dafür, dass der stark schwankende Wasserpegel ausgeglichen werde und das ganze Jahr über die selbe Wassermenge den Nil hinunter fließe, Bauern im Sudan und Ägypten würden so vor Überschwemmungen geschützt.

Anfang des Jahres hatte Trump zwischen den beiden Ländern zu vermitteln versucht, ein Abkommen scheiterte aber in letzter Minute. Im Sommer begann Äthiopien dennoch mit der Befüllung, die aufgrund der starken Regenfälle ohne große Auswirkungen auf die Wassermenge des Nils blieb. Etwa sieben Jahre soll der Damm befüllt werden, strittig ist offenbar vor allem die Frage, wie viel Wasser in besonders trockenen Jahren durchgelassen wird. Ägypten scheint auf eine feste Menge zu pochen, Äthiopien will mehr Flexibilität. "Der Damm gehört uns. Wir werden ihn fertig stellen", sagte Fitsum Arega, der äthiopische Botschafter in Washington. Er bat die US-Regierung aber, die Entscheidung zu überdenken.

© SZ vom 09.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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