Ägypten:Todesurteil für Mord an Kopten

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Für den Mord an sechs Menschen koptischen Glaubens wird der Attentäter in Kairo mit seinem Leben büßen müssen. Das harte Urteil könnte die Christen in Ägypten besänftigen - sie beklagen, dass die Regierung Übergriffe von radikalen Muslimen nicht konsequent verfolgt.

Ein Jahr nach den Todesschüssen auf koptische Christen in Ägypten ist der Hauptangeklagte am Sonntag zum Tode verurteilt worden. Dem muslimischen Fanatiker Mohamed Hassan wird vorgeworfen, nach der Weihnachtsmesse der koptischen Christen Anfang Januar 2010 das Feuer auf die Gläubigen eröffnet zu haben. Sechs junge Christen und ein muslimischer Polizist wurden damals im oberägyptischen Naga Hammadi getötet.

Todesurteil für Mohamed Hassan wegen Mordes an sechs jungen koptischen Christen vor einem Jahr - auch seinen zwei Mittätern soll demnächst der Prozess gemacht werden. (Foto: AFP)

Mit Hassan stehen noch zwei weitere Angeklagte vor Gericht. In ihren Fällen soll am 20. Februar das Urteil verkündet werden. Die drei Männer waren wegen Mordes und Gefährdung der nationalen Sicherheit angeklagt. Ihnen wurde vorgeworfen, aus einem Auto heraus mit Maschinengewehren auf Angehörige der christlichen Minderheit geschossen zu haben, während diese ihre Kirche verließen. Möglicherweise handelte es sich damals um einen Racheakt: Zuvor soll ein Christ ein muslimisches Mädchen vergewaltigt haben.

Der Prozess gegen die Extremisten war bereits vor knapp einem Jahr eröffnet, aber - zum Ärger der christlichen Gemeinde - mehrfach verschoben worden. Das Todesurteil gegen Hassan ist noch nicht rechtskräftig. Es muss noch vom ägyptischen Großmufti gebilligt werden. Eine endgültige Entscheidung wird ebenfalls am 20. Februar erwartet.

Möglicherweise kann aber das harte Urteil, gegen das die Verurteilten keine Berufung eingelegt können, die koptischen Christen besänftigen. Sie machen in Ägypten etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus und beklagen immer wieder, dass die Behörden Angriffe auf sie nicht konsequent verfolgen.

Die Spannungen zwischen radikalen Muslimen und koptischen Christen haben seit dem blutigen Anschlag auf eine Kirche in Alexandria erheblich zugenommen. Dabei waren in der Silvesternacht 23 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.

Erst in der vergangenen Woche betrat ein Polizist außerhalb seines Dienstes einen Zug in Südägypten und schoss auf sechs Christen. Ein Mann wurde getötet.

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