Ägypten:McCain warnt vor "totalem Blutvergießen"

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Präsident Obama persönlich hatte sie nach Ägypten geschickt: Die US-Senatoren McCain und Graham sind über die Lage in Kairo entsetzt. Anders als US-Außenminister Kerry nennen sie die Absetzung Mursis einen Putsch - und sparen nicht mit deutlichen Worten.

US-Senator John McCain hat sich bei einem Besuch in Kairo über die Lage in Ägypten sehr besorgt gezeigt. "Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist", sagte der republikanische Politiker im Fernsehsender CBS. Das Land sei nur Tage oder Wochen von einem "totalen Blutvergießen" entfernt, falls keine politische Lösung gefunden werde. Die Gegner müssten miteinander verhandeln und sich versöhnen.

McCain und sein republikanischer Kollege Lindsey Graham waren im Auftrag von Präsident Barack Obama nach Ägypten gereist, um einen Monat nach der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursis durch die Streitkräfte zur Entschärfung der Krise beizutragen. Sie trafen sich etwa mit Armeechef Abdel Fattah al-Sissi und Vizepräsident Mohamed ElBaradei.

Der staatlichen Zeitung Al-Ahram zufolge wird die Übergangsregierung aber in Kürze erklären, dass die internationalen Vermittlungsbemühungen gescheitert sind. Zugleich berichtete das Blatt unter Berufung auf offizielle Kreise, das Präsidialamt werde die Proteste gegen die Absetzung des gewählten Präsidenten Mohammed Mursi als nicht gewaltfrei einstufen. Die Meldung der Zeitung platzte mitten in den Besuch der beiden US-Senatoren.

"Falsches Signal zur falschen Zeit"

Die USA stufen die Absetzung Mursis bislang nicht als Putsch ein. In dem Fall müssten sie ihre Militärhilfe in Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Dollar einstellen. Abweichend von der Position der US-Regierung nannten Graham und McCain die Militäraktion gegen den seitdem inhaftierten Mursi einen Putsch. Sie empfahlen jedoch, die Militärhilfe nicht auszusetzen. Das wäre "das falsche Signal zur falschen Zeit", sagte McCain.

Beide Politiker machten deutlich, dass sie die Absetzung Mursis nicht hinzunehmen bereit seien. "Die Verantwortlichen sind nicht gewählt, die Gewählten sind im Gefängnis. Der Zustand ist nicht akzeptabel", sagte Graham. "Wenn Sie glauben, Legitimität durch Gewalt herstellen zu können, liegen sie falsch", sagte McCain. "Und es ist ein großer Irrtum zu glauben, nur mit Gefangenen verhandeln zu können."

Die Aussagen der Senatoren stehen im krassen Gegensatz zur Position von US-Außenminister John Kerry. Dieser hatte Anfang August den in einem Interview die Absetzung Mursis legitmiert. "Letztlich wurde dadurch die Demokratie wiederhergestellt", sagte Kerry damals.

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Neben den USA bemüht sich auch die Europäische Union um Vermittlung in Ägypten. Vor dem Sturz Mursis hatten Hunderttausende Menschen gegen die von dem Präsidenten betriebenen Islamisierungs-Bestrebungen und die Wirtschaftsmisere demonstriert. Auch Mursis Anhängern gingen vor und nach seiner Absetzung in großer Zahl auf die Straße. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften wurden fast 300 Menschen getötet.

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