Ägypten:Krieg als Ziel

Die Terroristen wollen Muslime und Christen aufeinanderhetzen.

Von Paul-Anton Krüger

Mit einem heimtückischen Anschlag auf Christen beginnt der den Muslimen heilige Fastenmonat Ramadan in Ägypten. Zunächst hat niemand die Verantwortung für diesen Angriff auf einen Bus voller Kinder übernommen, aber das Muster lässt wenig Zweifel, dass hier erneut islamistische Terroristen zugeschlagen haben. Mutmaßlich haben sie Zeitpunkt und Ort, ein bekanntes Kloster, bewusst gewählt.

Die allermeisten Ägypter wollen ein friedliches Zusammenleben zwischen den Religionen, Muslime wie Christen. Aber die Extremisten versuchen systematisch, einen Krieg zwischen Muslimen und Christen zu entfachen. Das größte Land der arabischen Welt, ohnehin nur von fragiler und oberflächlicher Stabilität, würde daran zerbrechen. Misstrauen und Angst sind spürbarer, als sie es noch vor Monaten waren - es war der vierte Anschlag binnen eines halben Jahres.

Ägypten verdient die Solidarität des Westens und Unterstützung im Kampf gegen den Terror. Das heißt aber nicht, ohne zu hinterfragen alle Methoden gutzuheißen, mit denen die noch immer maßgeblich vom Militär dominierte Regierung vorgeht - auch wenn Kairo genau das einfordert. Allein die Frage, ob die systematische Verletzung der Menschenrechte Teil des Problems sein könnte, gilt dem Regime als Hochverrat. Genau solche Fragen muss aber jeder stellen, dem am Schicksal Ägyptens und dem Zusammenleben von Christen und Muslimen in diesem Teil der Welt gelegen ist.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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