Adil Demirci und seine Mutter schliefen, als die Polizei in die Wohnung stürmte. Sie durchwühlte Schubladen und Schränke und nahm den Deutschen fest. Erst nach drei Nächten in Haft wurde der Reporter Demirci zum ersten Mal vernommen. So schildert es der Spiegel, dem zufolge die Festnahme in Istanbul politisch motiviert war.
Seine Anwältin sagte dem Spiegel, die Behörden bezichtigten ihren Mandanten, in Deutschland Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei zu sein, die in der Türkei als Terrororganisation gelte. Ihm werde zur Last gelegt, dass er die Beerdigungen von drei Parteimitgliedern besucht habe, die auf Seiten der kurdischen Miliz YPG in Syrien gekämpft hatten.
Demirci, der neben dem türkischen auch den deutschen Pass besitzt, schreibt gelegentlich für die linke Nachrichtenagentur Etha. Der 33-Jährige machte mit seiner krebskranken Mutter Urlaub in Istanbul, wo sie Verwandte besuchten. Am frühen Freitagmorgen wurden er sowie zwei weitere Etha-Reporter festgenommen.
Das Auswärtige Amt versucht, mit ihm in Kontakt zu treten
Für Etha hatte auch Meşale Tolu geschrieben, die im Dezember aus türkischer Haft entlassen wurde. Auf Twitter postete Tolu Fotos der drei Festgenommenen.
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Nach einem Jahr in Untersuchungshaft und monatelangen Verhandlungen war auch Welt-Korrespondent Deniz Yücel im Februar freigelassen worden. Dadurch hatten sich die Beziehungen zwischen Berlin und Ankara eigentlich verbessert. Die überraschende neue Festnahme dürfte sie wieder verschlechtern.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es: "Das Generalkonsulat versucht, mit Herrn Demirci in Kontakt zu treten, um ihn konsularisch betreuen zu können. Das Generalkonsulat steht mit der Familie und den türkischen Behörden in Kontakt." Man kenne den Festnahmegrund nicht. "Insofern zählen wir Herrn Demirci derzeit nicht zu den deutschen Staatsangehörigen, die politisch inhaftiert sind." Der Deutsche Journalisten-Verband verurteilte die Festnahme als "verheerendes internationales Signal". Am Dienstag soll Demirci der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden.