Berlin:Haushaltsdebatte: Opposition rechnet mit Rot-Rot-Grün ab

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Berlin (dpa/bb) - Die Opposition hat die Haushaltsdebatte im Berliner Abgeordnetenhaus für eine Abrechnung mit dem rot-rot-grünen Senat genutzt. Die Landesregierung sei dabei gescheitert, die Alltagsprobleme der Menschen zu verbessern, sagte CDU-Fraktionschef Florian Graf am Donnerstag. Der Senat schaffe es nicht, die gute Haushaltslage zu nutzen. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja kritisierte, Berlin müsse mehr für den Abbau des Schuldenbergs tun.

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Berlin (dpa/bb) - Die Opposition hat die Haushaltsdebatte im Berliner Abgeordnetenhaus für eine Abrechnung mit dem rot-rot-grünen Senat genutzt. Die Landesregierung sei dabei gescheitert, die Alltagsprobleme der Menschen zu verbessern, sagte CDU-Fraktionschef Florian Graf am Donnerstag. Der Senat schaffe es nicht, die gute Haushaltslage zu nutzen. FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja kritisierte, Berlin müsse mehr für den Abbau des Schuldenbergs tun.

Das Parlament sollte am späten Abend über den Doppelhaushalt 2018/2019 abstimmen. Es ist der erste eigene Haushalt der seit einem Jahr amtierenden Regierung. Das Haushaltsvolumen liegt für 2018 bei 28,6 Milliarden Euro, für 2019 bei 29,4 Milliarden Euro. Den Haushältern kommt die gute finanzielle Lage des Landes zupass. Die Steuereinnahmen erreichten zuletzt Rekorde. Berlin hat aber auch einen Schuldenberg von rund 59 Milliarden Euro.

Regierungschef Michael Müller sprach von einem Paradigmenwechsel. Der Abbau von Schulden werde weiterhin eine Rolle spielen, darauf lege er persönlich wert. Wichtig sei nun aber auch das Investieren. Nach einem Jahrzehnt des Sparens komme ein Jahrzehnt der Investitionen. Den Berlinern solle so auch etwas zurückgegeben werden, denn sie hätten Gehaltskürzungen in der Verwaltung und andere Einsparungen gespürt.

Jetzt würden zusätzlich 400 Polizisten pro Jahr eingestellt und 300 Feuerwehrleute, sagte Müller. Es werde auch in die Infrastruktur investiert, in Schulbau, Straßenbau, Krankenhäuser und Kulturgebäude. „Und es stimmt, diese Trendwende ist nicht sofort in allem spürbar.“ Jede Baumaßnahme brauche Kapazitäten der Bauwirtschaft. „Das ist eine große Kraftanstrengung, das zu organisieren.“

Für die Tilgung der Schuldenlast sind in den kommenden beiden Jahren insgesamt 495 Millionen Euro eingeplant. Im laufenden Haushalt waren noch „mindestens“ 80 Millionen pro Jahr vorgesehen. Allerdings kommt Berlin momentan beim Abbau der Schuldenlast deutlich besser voran als gedacht: Bereits im November hieß es, dass in diesem Jahr 500 Millionen Euro abgetragen werden sollten. Nun könnten es nach Informationen aus Senatskreisen rund 900 Millionen Euro werden.

Ein Schwerpunkt des Bündnisses von SPD, Grünen und Linken im Haushalt ist eine „Investitionsoffensive“, für die in beiden Jahren zusammen allein 4,5 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Dieses Geld soll unter anderem in die Schulsanierung, die Verkehrsinfrastruktur und die Modernisierung der Verwaltung fließen.

„Wir schaffen ein menschlicheres, wir schaffen ein neues Berlin“, sagte SPD-Fraktionschef Raed Saleh. Die Koalition habe unter anderem mehr Geld für Lehrer und die Förderung von Brennpunktschulen eingeplant. Auch Carola Bluhm, Fraktionschefin der Linken, sprach von einem guten Tag. Gleichzeitig warb Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek um Geduld: „Wir planen neu, wir nehmen ordentlich Geld in die Hand und wir stellen Personal für die Umsetzung ein.“ Aber was seit Jahrzehnten brachliege, lasse sich nicht in wenigen Monaten heilen.

Kapek warf der CDU vor, sie selbst sei in der vorherigen Regierung für den „Stillstand“ verantwortlich gewesen. Die SPD regiert erst seit einem Jahr mit Linker und Grünen, zuvor stellte sie mit der CDU den Senat. CDU-Fraktionschef Graf kritisierte, es mangele derzeit nicht an Geld, „sondern an Mut und Führung“. Die SPD regiere die Stadt seit 28 Jahren ununterbrochen mit. „Wie viel Zeit brauchen Sie denn, um die Stadt in Ordnung zu bringen?“

FDP-Politiker Czaja kritisierte, der Senat sei etwa bei der Verkehrsplanung zu sehr auf Radverkehr und Straßenbahnen fixiert. Der Haushalt sei „eine Sammlung voller Humbug“. „Das Geld der Bürgerinnen und Bürger ist keine Kriegskasse für Ihren Klassenkampf“, sagte Czaja. Auch die AfD warf dem Senat Klientelpolitik vor. Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg mahnten, Investitionen seien richtig, aber auch die Schuldenlast dürfe nicht vernachlässigt werden.

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