Abgasaffäre:Härte gegen Kronzeugen

VW läuft Gefahr, noch mehr Glaubwürdigkeit zu verspielen.

Von Klaus Ott

Der neue Volkswagen-Chef Herbert Diess hat, auch mit Blick auf die Abgasaffäre, Großes versprochen. Der Autokonzern solle "ehrlicher, offener, wahrhaftiger, in einem Wort: anständiger" werden. Aber wie anständig ist das eigentlich, was VW jetzt macht? Führende Motorenexperten, die manipuliert, dann aber als Kronzeugen immerhin ausgepackt und so ihren Teil zur Aufklärung beigetragen haben, sollen jetzt gefeuert werden. Der frühere Vorstandschef Martin Winterkorn hingegen, der inzwischen schwer belastet ist, wird weiter geschont.

Diess wäre gut beraten, Maßnahmen gegen Kronzeugen zumindest zurückzustellen. Nicht nur, weil es unanständig ist, gegen diese vorzugehen, gegen Winterkorn aber nicht. Sondern auch, weil Diess von einigen dieser Kronzeugen ebenfalls belastet wird. Diess streitet - genauso wie Winterkorn - die Vorwürfe ab. Angesichts dieser Gemengelage ist es mehr als fragwürdig, bei den Kronzeugen jetzt vorzupreschen. Es bleiben genügend andere Manager übrig, die der Konzern zur Rechenschaft ziehen kann.

So aber verfestigt sich der Eindruck, VW gehe es nicht um Aufklärung, sondern darum, alte Seilschaften um Winterkorn und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und nebenbei den Vorstandschef Diess zu schützen. Ehrlich, offen und wahrhaftig wäre das nicht.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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