Irak und Syrien:Islamischer Staat gerät von mehreren Seiten unter Druck

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  • Kurdische Peschmerga gehen im Nordirak in die Offensive gegen die Terrororganisation Islamischer Staat. Zugleich ist in der umkämpften Stadt Kobanê in Syrien Verstärkung eingetroffen.
  • Die US-Luftwaffe flog erneut Angriffe auf IS-Stellungen.
  • Die UN verurteilen den Mord an rund 200 Stammesangehörigen, der mutmaßlich von IS-Kämpfern verübt wurde.

Offensive nahe Sindschar

Kurdische Peschmerga haben im Nordirak eine neue Offensive begonnen, um die Stadt Sindschar aus der Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu befreien. Die Kämpfer griffen die Extremisten von mehreren Seiten mit schweren Waffen an, sagte ein Vertreter der kurdischen Kräfte. Der IS habe Verluste erlitten.

Zugleich bezogen im umkämpften nordsyrischen Kobanê die Peschmerga aus dem Nordirak in der Stadt Stellung. Rund 150 Kämpfer sollen den Kurden helfen, die belagerte Stadt an der Grenze zur Türkei gegen den IS zu verteidigen. Im Schutz der Dunkelheit hatte die langersehnte Verstärkung am Freitagabend die Grenze mit schweren Waffen überquert.

5800 Tote im Oktober

Die heftigen Kämpfe zwischen den kurdischen Einheiten und den IS-Terroristen gingen in der Nacht zum Samstag weiter, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Die US-Luftwaffe bombardierte IS-Stellungen in Syrien und im Irak zur Unterstützung der Kurden.

Der IS belagert die Stadt Kobanê von drei Seiten. Die Terrormiliz beherrscht das Umland und rund 60 Prozent von Kobanê. Ein Sieg wäre für sie militärisch, vor allem aber auch symbolisch ein großer Erfolg, da er demonstrieren würde, dass selbst US-Luftangriffe den IS nicht aufhalten können. Bei den Kämpfen um Kobanê kamen in drei Tagen mindestens 100 IS-Kämpfer ums Leben, wie syrische Beobachter mitteilten. Seit Beginn der Schlacht um die Stadt Mitte September seien damit über 500 Extremisten getötet worden. Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter starben im vergangenen Monat im syrischen Bürgerkrieg fast 5800 Menschen, darunter mehr als 1000 Zivilisten. 251 der Getöteten seien Kinder gewesen.

UN verurteilen Mord an Stammesangehörigen

Die IS-Extremisten hatten die nordirakische Sindschar-Region nordwestlich der Millionenstadt Mossul im August überrannt und die kurdischen Peschmerga vertrieben. Rund 200 000 Menschen flohen damals aus Angst vor Gewaltakten des IS. Die meisten von ihnen gehörten zu der religiösen Minderheit der Jesiden. Mit Hilfe von US-Luftangriffen gelang es den Peschmerga Mitte August, einige verlorene Gebiete zurückzuerobern, darunter den Mossul-Staudamm. Die nordirakischen Kurden kämpfen mittlerweile mit moderneren Waffen, die sie vor allem aus dem Westen erhalten haben. Deutschland hat ihnen unter anderem 500 Panzerabwehrraketen, 16 000 Sturmgewehre und mehrere Millionen Patronen geliefert.

Im Westen des Iraks begann die Armee ebenfalls eine Offensive gegen die Extremisten. Unterstützt von Luftschlägen der internationalen Koalition hätten die Soldaten den IS östlich der Stadt Ramadi angegriffen, meldete die Nachrichtenseite Al-Sumaria News. In der Region sollen die Extremisten in den vergangenen Tagen mehr als 200 Mitglieder eines Stammes getötet haben, der gegen den IS gekämpft hatte. Viele der Opfer wurden laut Medienberichten in einem Massengrab verscharrt. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in einer Erklärung den Mord an den Stammesangehörigen. Das Verbrechen zeige die Brutalität des Islamischen Staates.

© Süddeutsche.de/dpa/chrb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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