Frau von Dominique Strauss-Kahn:Anne Sinclair, unerschütterlich in ihrer Treue

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Ein mächtiges Paar, ein Leben im Luxus: Dominique Strauss-Kahns Frau Anne Sinclair hat fast alles erreicht, was sie erreichen wollte - nur Première Dame Frankreichs wird sie jetzt wohl nicht mehr werden.

Stefan Ulrich, Paris

Sie ist seine bessere Hälfte - offenbar in jeder Beziehung. Freunde und Kollegen erzählen nur Bestes über Anne Sinclair. Klug sei sie und fleißig, mondän, warmherzig, loyal, freundlich und höflich. Doch wenn man ihren Ehemann Dominique Strauss-Kahn attackiert, wird Madame Sinclair zur Löwin.

Anne Sinclair verteidigt ihren Mann wie eine Löwin. Aus der innenpolitischen Berichterstattung in Frankreich hält sich die gelernte Reporterin heraus. Als Dominique Strauss-Kahn 2006 Fragen der Medienvertreter beantwortet, hält sie das Mikrophon als Ehefrau, nicht als Journalistin. (Foto: AFP)

Das war 1999 so, als der damalige französische Superminister wegen einer Korruptionsaffäre zurücktrat. Es wiederholte sich 2008, als ihr Mann, nun Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), wegen einer Liaison mit einer Untergebenen in Bedrängnis geriet. Anne Sinclair verzieh ihm öffentlich und beteuerte ihre Liebe. Nun, im Sexskandal von New York, stellt sich die 62-jährige Journalistin wieder vor den Gatten. "Ich glaube keine Sekunde lang den Anschuldigungen, die gegen meinen Mann erhoben werden", versichert sie in einer Erklärung. "Ich zweifle nicht daran, dass sich seine Schuldlosigkeit erweisen wird."

Anne Sinclair kennt sich aus im politisch-medialen Betrieb. Sie weiß, was ihr und ihrer Familie bevorsteht. Auch dürfte ihr klar sein, dass sie jetzt nicht mehr Frankreichs First Lady wird, da Strauss-Kahn nun wohl kaum bei der Präsidentschaftswahl 2012 antreten kann. Auch sein Job als IWF-Präsident ist in Gefahr.

Selbst im schlimmsten Fall, einer langjährigen Haftstrafe für Strauss-Kahn, wird Madame Sinclair aber kaum vor dem Nichts stehen. Denn sie war sogar mehr als eine bessere Hälfte.

Anne Sinclair wurde 1948 in New York in eine vermögende jüdische Familie hineingeboren. Ihr Großvater, der Kunsthändler und Picasso-Vermarkter Paul Rosenberg, war 1939 vor den Nazis aus Paris nach New York geflohen. Seine Enkelin studierte Jura in Frankreich und begann eine Journalisten-Karriere, zunächst beim französischen Radio, dann beim Fernsehen. Im Sender TF1 wurde sie mit einer wöchentlichen Politshow namens "7 sur 7" berühmt. Von 1984 bis 1997 führte sie Gespräche mit Leuten wie François Mitterrand, Nicolas Sarkozy, Bill Clinton, Michael Gorbatschow, Helmut Kohl und Gerhard Schröder. Bis zu zwölf Millionen Bürger sahen ihre Sendung jeweils - und Frau Sinclair wurde zur Traumfrau vieler französischer Männer.

Natürlich verliebte sich auch Strauss-Kahn bei einem Interview in sie und heiratete sie 1991. Zusammen brachten sie sechs Kinder in die Beziehung ein. Sie reisten durch die Welt und genossen das luxuriöse Leben, das Anne Sinclair als reiche Erbin führen konnte.

In Paris geht die Anekdote eines Regisseurs um. Als er erstmals in ihrem Appartement eingeladen war, sagte er: "Oh, die Miete muss aber teuer sein." Sie antwortete: "Nein, es gehört mir." "Das Appartement?", fragte der Regisseur. Sie erwiderte: "Nein, das Gebäude." Die Szene ist typisch für die unbekümmerte Haltung des Paars gegenüber Reichtum und Luxus.

Manche stuften die beiden als Vertreter der Kaviar-Linken ein. Sinclair aber musste auch Opfer bringen. Aus Rücksicht auf die politische Karriere ihres Mannes zog sie sich vom Journalismus zurück, schrieb jedoch von Washington aus über amerikanische Politik. Zuletzt wirkte sie auch als Sprachrohr ihres Mannes, der sich als IWF-Chef nicht zur französischen Innenpolitik äußern durfte. Im Februar sagte Anne Sinclair, sie wolle nicht, dass ihr Mann für ein zweites Mandat beim IWF bleibe. In Paris wurde das als Hinweis gedeutet, Strauss-Kahn wolle französischer Präsident werden. Auch seine Frau wäre wohl gern im Élysée eingezogen. Daraus wird nun nichts werden.

© SZ vom 17.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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