Flugverkehr:Rechnung ohne Wirt

Die Idee, dass Lufthansa Strecken von Air Berlin und Anteile von Etihad übernimmt, klingt gut. Aber auch nicht mehr.

Von Jens Flottau

So könnte man sich das bei der Fluggesellschaft Etihad gut vorstellen: Die Lufthansa übernimmt ihre Anteile an der dauerkriselnden Air Berlin und der Alitalia, umgekehrt beteiligt sich Etihad an Lufthansa. Die Staatslinie Abu Dhabis müsste nicht mehr unendlich viel Geld nach Berlin und Rom schicken, nur damit deren Flugzeuge weiter fliegen, und gleichzeitig könnte man sich damit rühmen, nun einen viel besseren Partner zu haben. Nämlich die große Lufthansa.

Es gibt da nur ein kleines Problem: Die Lufthansa muss die Idee auch gut heißen. Und so sehr es verlockend wäre, quasi den Rest des deutschen Luftverkehrsmarkts auf dem Silberteller präsentiert zu bekommen, wird sie nicht den Preis dafür zahlen. Zwar hat Lufthansa gerade einen sehr günstigen Mietvertrag für 38 Air-Berlin-Jets unterschrieben, die wahren Kosten tragen dabei weiter Air Berlin und Etihad. Bei einer kompletten Übernahme ihres deutschen Konkurrenten hätte Lufthansa das Kostenproblem selbst zu lösen, und das ist eine große Aufgabe, denn Air Berlin fliegt immer noch viel zu teuer. Und Alitalia? Niemals, die Fluglinie gilt erst recht als nicht sanierbar.

Es gibt noch zwei weitere Hürden: Die Europäische Kommission müsste dem Geschäft zustimmen, obwohl in Deutschland Monopolstrecken entstehen würden. Und dann ist da noch der riesige Schuldenberg Air Berlins - den wird sich die Lufthansa garantiert nicht aufhalsen.

© SZ vom 23.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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