Bahn:Betriebsstörung

Immer noch ist der Konzern Spielball politischer Interessen.

Von Markus Balser

Wieder mal steckt die Bahn im Sturm. Diesmal allerdings tobt er im Unternehmen selbst. Seit Monaten schon versucht der größte deutsche Verkehrskonzern drei Vorstandsposten zu besetzen. Eigentlich ist das ein Routinevorgang, nicht jedoch bei der Bahn. Die Personalsuche ist im Debakel geendet. Der Aufsichtsrat ließ die entscheidende Sitzung an diesem Donnerstag platzen, weil er sich nicht einigen kann. Wie es weiter geht, ist völlig offen. Nicht nur die Kontrolleure wirken ratlos. Auch der Bund als Eigentümer weiß nicht weiter. Die Chaostage legen ein ernstes Problem der Deutschen Bahn offen, das immer häufiger auch die Kunden trifft. Zu oft wird der Staatskonzern von politischem Zwist gelähmt. SPD- und Unionsvertreter im Aufsichtsrat blockieren sich gegenseitig. Mit dem Ende der großen Koalition tritt nun das Zerwürfnis offen zu Tage. Die Folge: Wichtige Themen wie der digitale Umbau des Konzerns liegen seit Monaten brach, der Vorstand eines der größten deutschen Unternehmen besteht weiter nur aus einem Rumpfteam. Die Bahn ist offiziell eine eigenständige Aktiengesellschaft. Tatsächlich ist sie noch immer auch ein Spielball von Parteiinteressen. Für die künftige Regierung sollte das Debakel eine Mahnung für eine neue und klare Schienenpolitik sein. Eine Bahn ohne Ziel wird nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Kunden zum Albtraum.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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