Im Nordosten Deutschlands geht der kälteste März seit mindestens 130 Jahren zu Ende. Für Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin ermittelte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach Durchschnittstemperaturen bis zu minus zwei Grad, die dicht am bisherigen März-Kälterekord aus dem Jahr 1883 liegen. In den letzten vier Tagen des Monats entscheidet sich, ob dort sogar ein weiterer Rekord eingestellt wird - es wäre dann der kälteste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881.
"Im Süden geht es etwas gemäßigter zu", sagte Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Deshalb werde die Deutschlandbilanz, in die Werte aus allen Bundesländern einfließen, keinen Rekord-März ausweisen. "Bundesweit ist es 'nur' der kälteste März seit 25 Jahren", sagt Trippler. Seit Beginn der Messungen 1881 sei der März in mindestens fünf Jahren kälter gewesen.
Schnee und Straßenglätte führten zu zahlreichen Verkehrsunfällen. In Deutschland, aber auch in Österreich, wo am Dienstagabend etwa 70 Fahrzeuge ineinander fuhren. Bei dem Massenunfall westlich von Wien starb ein Mensch, zehn weitere wurden leicht verletzt. Die Westautobahn, eine wichtige Verkehrsachse wurde für mehrere Stunden gesperrt. Zudem kam es in einem Tunnel auf der Südautobahn fast zeitgleich in beiden Röhren zu Unfällen, bei denen 24 Menschen verletzt wurden, sechs davon schwer. "Die Autos haben sich in den Tunnels zur Decke gestapelt", sagte ein Sanitäter.
Tiere sind verwirrt
Der lange Winter hat auch den Zeitplan der Pflanzen und Tiere gehörig durcheinandergewirbelt. Die Kälte bekommt besonders Zugvögeln schlecht: Kraniche, Kiebitze, teilweise auch Gänse, Bachstelzen und Zilpzalp mussten wieder umkehren und in wärmere Gebiete zurückziehen, sagt Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes in Potsdam. Sie warteten nun an der Wettergrenze, wie beispielsweise auf den schneefreien Rheinwiesen, um erneut nach Brandenburg zu starten.
Das Zugverhalten der Vögel habe sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren verändert, erklärt Freude. "Sie kommen im Schnitt zwei bis drei Wochen früher, das hat sich genetisch durchgesetzt. Wer in diesem Jahr zu früh kam, hat Pech gehabt." Tiere seien erschöpft gefunden worden oder erfroren. "Es hat größere Ausfälle gegeben." Arten seien jedoch nicht bedroht. "Die Natur gleicht das wieder aus."
Von der Kälte betroffen seien auch Wildschweine. Die Frischlinge wurden im Schnee geboren. "Für die Jungen war das zu kalt." Freude spricht von einem "typischen schlechten Wildschweinjahr". Moorfrösche, verschiedene Molche und Kröten sind in diesem Jahr schon gewandert, wenn auch nicht in Scharen. Durch die eisigen Temperaturen seien sie wieder in Kältestarre gefallen, sagt der Sprecher der Naturwacht Brandenburg, Roland Schulz. Normalerweise überwintern diese Tiere 50 bis 60 Zentimeter tief im Boden. Durch die ersten warmen Tage krochen sie ans Licht. "Bei null Grad wärmt sie jetzt der Schnee." Wo kein Schnee liege, würden die Tiere erfrieren.