Verwirrung um Signale bei der Suche nach MH370:Wenn die Pings verstummen

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Hat das Suchschiff die Black-Box-Signale schon verloren, weil die Batterien zur Neige gehen? Das ist die Sorge des internationalen Teams, das seit Wochen versucht, Spuren von Flug MH370 zu finden. Immer neue Spekulationen belasten die Angehörigen der Passagiere - jetzt gibt es neue Gerüchte um angebliche Handy-Aktivitäten des Kopiloten.

Von Oliver Klasen

Die öffentlichen Auftritte, die Tony Abbott und Augus Houston dieser Tage absolvieren müssen, gehören wohl zur Sorte der eher unangenehmen Termine: Ungeduldige Journalisten wollen von Australiens Premierminister und vom Chef des internationalen Suchteams Neuigkeiten präsentiert bekommen. Sie wollen wissen, welche Fortschritte es gibt bei der Suche nach MH370, jener Maschine der Malaysia Air, die heute vor genau fünf Wochen verschwunden ist. Und - was für Abbott und Houston noch schwerer wiegen dürfte - die Angehörigen der 239 Flugzeuginsassen erhoffen sich endlich Antworten, die ihre quälende Ungewissheit beenden.

Doch was soll man sagen, wenn es eigentlich fast nichts zu sagen gibt?

Premier Abbott, der sich derzeit in China aufhält, wo die meisten der Passagiere von MH370 herkommen, versucht es mit einer Mischung aus vorsichtigem Hoffnungmachen und dem Einstimmen darauf, dass die quälende Ungewissenheit, die die Angehörigen zu erdulden haben, noch eine ganze Weile weitergehen könnte: "Wir haben ein hohes Maß an Vertrauen, dass die Signale, die wir empfangen haben, von der Black Box stammen. Aber niemand sollte unterschätzen, wie schwierig die Aufgaben sind, die noch vor uns liegen", so der Premier in Peking.

Suche nach Flugzeug im Indischen Ozean
:So könnte das Aufspüren von MH370 funktionieren

"Ich glaube, wir suchen im richtigen Gebiet", sagt der Chef des internationalen Teams, das das verschollene Flugzeug aufspüren soll. Doch noch immer ist das Signal, das möglicherweise von der Black Box stammt, nicht genau lokalisiert. Erst wenn ungefähr klar ist, wo das Wrack liegt, kann die eigentliche Arbeit mit U-Booten beginnen.

Von Oliver Klasen

Suchteam-Leiter Houston hatte bereits am Freitag die Erwartungen gedämpft. Ein zuletzt von einer Sonarboje aufgefangenenes Ultraschallsignal - ein sogenanntes "Ping" - stamme höchstwahrscheinlich nicht von der Black Box der vermissten Boeing. "Ausgehend von den Informationen, die mir vorliegen, gibt es keinerlei Durchbruch bei der Suche nach MH370", sagte Houston. Und in einem offiziellen Statement des JACC (Joint Agency Coordination Center), jener Koordinierungsorganisation, die Houston leitet, heißt es ebenso klar und deutlich: "In den vergangenen 24 Stunden gab es keine bestätigten akustischen Signale."

Neue Spekulationen um mögliche Handyaktivität beim Kopiloten

Das könnte möglicherweise auch daran liegen, dass die Batterie des Senders, der die Ultraschallwellen von der Black Box abstrahlt, inzwischen zur Neige gegangen ist. Die Batterie ist auf 30 Tage ausgelegt, Experten sagen zwar, dass sie möglicherweise auch noch zwei bis drei Wochen länger senden könnte, aber sicher ist das nicht.

Zur Ungewissheit kommen jetzt neue Spekulation über den Kopiloten, der einem Bericht der malaysischen Zeitung N ew Straits Times zufolge noch versucht haben könnte zu telefonieren, nachdem das Flugzeug abrupt seinen Kurs geändert hat.

Das Blatt beruft sich auf anonyme Quellen aus Ermittlerkreisen. Demnach flog die Boeing 777-200 am 8. März kurzzeitig niedrig genug, so dass ein Fernmeldeturm in Penang im Norden Malaysias ein Signal auffangen konnte. Allerdings, so einer der Ermittler, habe es sich "nicht notwendigerweise" um einen Anruf gehandelt. "Das Handy könnte auch nur einfach wieder eingeschaltet worden sein". Verkehrsminister Hishammuddin Hussein wollte den Bericht zunächst nicht bestätigen. Die Malaysische Regierung und Medien hatten in der vergangenen Wochen wiederholt mit widersprüchlichen Berichten zu dem mysteriösen Verschwinden für Verwirrung gesorgt.

Suchgebiet so groß wie die Fläche der Niederlande

Unterdessen sind am Samstag sind in der Suchregion etwa 2300 Kilometer nordwestlich von Perth zehn Flugzeuge und 14 Schiffe im Einsatz. 26 Nationen beteiligen sich an der Aktion. Sie decken, wie der britische Guardian schreibt, derzeit ein Gebiet von etwa 42 000 Quadratkilometern ab, das ist ungefähr so viel wie die Fläche der Niederlande.

Das australische Suchschiff Ocean Shield, das mit Hilfe von Spezialgeräten pulsierende Signale aus der Tiefsee aufspüren soll, bewegt sich dem Bericht zufolge in einer deutlich kleineren Zone, die sich derzeit außerdem näher am australischen Festland, etwa 1700 Kilometer entfernt von Perth, befinde. Dort seien auch Dutzende Sonarbojen im Meer platziert, um aus der "Kakophonie der Hintergrundgeräusche in die Tiefsee" Signale herauszufiltern, die auf MH370 hindeuten könne.

Die Ocean Shield hat auch ein Mini-U-Boot aus den USA an Bord. Bluefin-21, ein sogenanntes Autonomes Unterwasserfahrzeug (AUV), ist in der Lage bis in Tiefen von 4500 Metern zu sinken und könnte auf dem Meeresgrund nach Wrackteilen suchen.

Allerdings können solche Mini-U-Boote nur ein begrenztes Areal abdecken. Deshalb wollen die Suchmannschaften mithilfe der Ultraschallsignale aus der Black Box eigentlich gerne eine möglichst genaue Lokalisierung der Absturzstelle erreichen und erst dann gezielt mit U-Booten suchen. Doch je mehr Zeit vergeht, desto wahrscheinlicher wird, dass die Suchmannschaften es auf gut Glück versuchen müssen.

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