US-Bundesstaat Washington:Kinderporno-Prozess gegen drei Brüder in den USA

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  • Drei Brüder im Alter von 78, 80 und 82 Jahren stehen im US-Staat Washington vor Gericht, weil sie Kinderpornografie besessen haben sollen.
  • Die Brüder, die zusammen in einem Haus in Seattle wohnten und dort kistenweise entsprechende Bücher, Bilder und Videos lagerten, waren Mitte August festgenommen worden.
  • Der 80-Jährige plädierte am Donnerstag vor dem Haftrichter in Seattle auf "nicht schuldig".

Die Kisten mit pornografischen Bildern von jungen Mädchen, Bücher und Videos über satanische Rituale stapelten sich in dem Haus "vom Boden bis zur Decke", heißt es in der Anklage. Die Rede ist von der Holzvilla der drei Brüder Charles, Thomas und Edwin E. im US-Bundesstaat Washington. Die Brüder sind 82, 80 und 78 Jahre alt und müssen sich nun wegen Besitzes von Kinderpornografie vor dem Gericht in Seattle verantworten.

Als "Horror-Haus" beschreiben US-Medien das Gebäude mit weißer Fassade und hellblauen Fensterrahmen, in dem die drei Brüder mehr als 50 Jahre zusammen lebten. Laut Polizeiberichten fanden die Beamten bei Durchsuchungen neben den Kisten auch handgeschriebene Notizen, die sexuelle Quälereien und Morde schildern. Zudem stießen die Ermittler auf Mädchenkleidung, Spielzeug und Kinderschuhe.

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Die Beschuldigten sollen über "Chatstep" kinderpornografische Bilder und Videos getauscht haben. Die Betreiber des Onlinedienstes halfen dem Bundeskriminalamt, die Verdächtigen zu identifizieren.

Eine Nichte der Männer hatte Anfang August die Polizei alarmiert. Als Vormund von Charles E. half die Frau ihrem Onkel kürzlich beim Umzug in ein Wohnheim für Demenz-Kranke. Beim Packen seiner Sachen war sie auf die Kisten gestoßen. Sie selbst sei als Mädchen von den Männern belästigt worden, ihre Mutter sei von dem Brüder-Trio missbraucht worden, gab sie bei der Polizei zu Protokoll.

Festnahme erst Mitte August dieses Jahres

Jahrzehntelang kamen die alleinstehenden, kinderlosen Brüder unbehelligt davon. 2013 war Edwin E. erstmals aufgefallen, als bei einer Computerreparatur Kinderpornos auf seinem Gerät entdeckt wurden. Die Polizei wurde eingeschaltet, es kam aber zu keiner Anklage. Erst Mitte August dieses Jahres wurden die Brüder festgenommen.

Die Ermittler katalogisieren nun das gesamte Material. Einige der Bilder könnten aus den 1970er Jahren stammen, sagte der Beamte Mike Edwards der Seattle Times. Trotzdem würde versucht, die abgebildeten Mädchen zu identifizieren. "Die meisten Leute werfen Sachen weg, glücklicherweise nicht diese Männer, somit haben wir enorm viel Material", erklärte Edwards.

Die Beamten ermitteln nun, ob die Brüder möglicherweise mit dem Verschwinden von jungen Mädchen in der Region etwas zu tun haben könnten. Mit Spürhunden suchten sie ein entlegenes Grundstück ab, auf dem ein vierter Bruder, der 2016 starb, lange gelebt hatte. In der Nähe seines Hauses war 2009 ein zehnjähriges Mädchen verschwunden, das seither als vermisst gilt.

Zum Prozessbegin äußerten sich die Männer nicht. Nur die beiden Älteren waren anwesend, der jüngste Bruder, Edwin E., wird derzeit in einem Krankenhaus behandelt.

Vorerst bleiben die Brüder in Untersuchungshaft. Der Richter setzte die Kaution auf jeweils eine halbe Million Dollar fest. Thomas E., der die Vorwürfe des Kinderporno-Besitzes am Donnerstag abstritt und auf "nicht schuldig" plädierte, muss Ende September wieder vor Gericht erscheinen. Sein jüngster Bruder soll sich kommende Woche zu der Anklage äußern. Der 82-jährige Charles E. wird auf Antrag seines Verteidigers zunächst auf seinen Geisteszustand geprüft. Das Gericht muss entscheiden, ob der Mann für einen Prozess zurechnungsfähig ist.

© SZ.de/dpa/BarbaraMunker/vbol - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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