Stuttgart:Haft- und Bewährungsstrafen für "Osmanen"-Chefs

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Besucher vor dem Stuttgarter Gerichtsgebäude, in dem Mitglieder der "Osmanen Germania BC" nun verurteilt wurden. (Foto: dpa)
  • Sieben Angeklagten wurden unter anderem gefährliche Körperverletzung, räuberische Erpressung und Drogendelikte zur Last gelegt.
  • Die nun Verurteilten gelten als führende Mitglieder der verbotenen türkisch-nationalistischen Gang "Osmanen Germania BC".
  • Von ursprünglichen Vorwürfen des versuchten Mordes und versuchten Totschlags waren Anklage und Kammer im Laufe des zehnmonatigen Prozesses abgerückt.

Führende Mitglieder der verbotenen türkisch-nationalistischen Gang "Osmanen Germania BC" sind zu mehrjährigen Haft- oder Jugendstrafen verurteilt worden. Der ehemalige Stuttgarter Präsident der Gruppe muss nach dem Urteil des Landgerichts Stuttgart vom Donnerstag sechseinhalb Jahre ins Gefängnis. Der ehemalige sogenannte Vize-Weltpräsident bekam eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten. Gegen zwei Angeklagte, darunter den früheren "Weltpräsidenten", wurden Bewährungsstrafen verhängt.

Den sieben Angeklagten im Alter zwischen 20 und 47 Jahren wurden unter anderem gefährliche Körperverletzung, räuberische Erpressung und Drogendelikte zur Last gelegt. Von den ursprünglichen Vorwürfen des versuchten Mordes und versuchten Totschlags rückten Anklage und Kammer im Laufe des zehnmonatigen Prozesses aber ab.

Rockerähnliche Gruppe
:Seehofer verbietet "Osmanen Germania BC"

Der Bundesinnenminister hat der rockerähnlichen Gruppe samt ihren Teilorganisationen jegliche Tätigkeit untersagt. Von dem Verein gehe "eine schwerwiegende Gefährdung für die Allgemeinheit aus".

Schätzungen der Polizei zufolge gibt es bundesweit mindestens 300 "Osmanen". Der Club selbst spricht von mehr als 2000 Mitgliedern. Sie gelten als eine der am schnellsten wachsenden rockerähnlichen Gruppierungen in Deutschland. Anders als Hells Angels oder Bandidos, die seit Jahrzehnten aktiv sind, wurden die "Osmanen" erst 2015 gegründet - und im Juli 2018 bundesweit verboten. "Von dem Verein geht eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit aus", teilte das Innenministerium damals mit.

Nach Angaben des Stuttgarter Gerichts ging es in der Verhandlung nun aber nicht um die politische Dimension der "Osmanen", sondern um Bandenkriminalität und interne Bestrafungsaktionen: etwa um das brutale Vorgehen gegen ein abtrünniges Mitglied in Herrenberg im Jahr 2017. Dem einstigen Chef der "Osmanen" im hessischen Gießen wurden dabei Zähne ausgeschlagen und ihm wurde in den Oberschenkel geschossen.

Der Vorsitzende Richter sagte, es handle sich bei den "Osmanen" nicht um eine bis ins letzte durchstrukturierte Organisation, sondern "eher um ein großes Franchise-Unternehmen", in dem jeder mit genügend Geld seinen eigenen Ableger gründen könne.

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