Urteil gegen Turntrainer:"Die Augen nicht verschlossen, sondern zugekniffen"

Ein Trainer eines Weimarer Sportvereins ist wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden. Seine Opfer waren zwischen 13 und 16 Jahren alt. Die Richterin äußert Unverständnis dafür, dass die Taten unentdeckt bleiben konnten.

Der ehemalige Trainer eines Weimarer Sportvereins ist wegen sexuellen Missbrauchs von 15 Turnerinnen zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Die Jugendschutzkammer des Landgerichts Erfurt sah es als erwiesen an, dass der 31-Jährige in den Jahren 2007 bis 2015 immer wieder Mädchen missbraucht hat. Die Betroffenen waren zwischen 13 und 16 Jahren alt.

Insgesamt 82 Fälle hat das Gericht dokumentiert. Unter anderem hatte der Mann zwei Schülerinnen unter 16 Jahren genötigt, sich gemeinsam mit ihm einen Porno-Film anzusehen. Die Vorwürfe kamen 2016 an die Öffentlichkeit, nachdem ein Opfer Anzeige erstattet hatte. Der Trainer wurde daraufhin entlassen.

In der Urteilsbegründung äußerte die Vorsitzende Richterin Unverständnis, dass sowohl Turnverein als auch Eltern trotz mancher Anzeichen keinen Verdacht geschöpft hätten. "Man hat so oft die Augen nicht verschlossen, sondern zugekniffen." Vertreter der als Nebenklägerinnen auftretenden Opfer zeigten sich unzufrieden mit dem Strafmaß.

Um die Opfer zu schützen, fand der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Sportverein hatte nach Aufkommen der Vorwürfe bekanntgeben, ein Präventionskonzept sowie Beratungsangebote für betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zu erarbeiten.

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