Wetter:Schweres Unwetter verursacht massive Schäden in Brandenburg

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Sturmschäden in Brandenburg an der Havel. (Foto: Cevin Dettlaff/dpa)

Gewitterböen fegen mit Orkanstärke durch Brandenburg an der Havel. Die Stadt hat solch ein Ausmaß an Unwetterschäden noch nicht erlebt. Bahnt sich nach den Aufräumarbeiten schon der nächste Sturm an?

Von Monika Wendel, dpa

Brandenburg an der Havel (dpa/bb) - Ein schweres Unwetter hat in Brandenburg an der Havel massive Schäden in einem beispiellosen Ausmaß hinterlassen. „Das habe ich wirklich noch nie erlebt in dieser Dimension“, sagte Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) am Mittwoch. Bei dem Unwetter am Dienstagabend erreichte der tosende Wind Orkanstärke. Unzählige Bäume krachten um, Hausdächer flogen weg, Keller liefen voll, viele Straßen waren unpassierbar.

Das große Aufräumen hielt am Mittwoch an, und die Bewohner der Stadt westlich von Berlin wurden vor weiter herabfallenden Ästen und Gebäudeteilen gewarnt. Für Donnerstagvormittag wurden zudem schon neue Gewitter mit Starkregen und Windböen angekündigt.

„Es ging ganz schnell, es hat richtig dolle gekracht, wir hatten Angst“, schilderte eine Bewohnerin die Gewitternacht. Das Dach ihres Hauses habe sich dann „verabschiedet“. Das schwere Unwetter traf das Herz der Stadt mit der Dominsel, aber auch den nördlichen Stadtteil. „Das Schadensbild ist bei Lichte betrachtet wahnsinnig groß“, sagte der Oberbürgermeister der Stadt mit knapp 74 000 Einwohnern. Ernsthaft Verletzte gab es nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht.

In Brielow am Betzsee (Potsdam-Mittelmark) schlug wahrscheinlich ein Blitz in ein Haus ein und löste ein Feuer aus. Das Gebäude brannte nieder und ist laut Polizei einsturzgefährdet.

In Brandenburg an der Havel erreichte eine sogenannte Fallböe eine Geschwindigkeit bis zu 148 Kilometern je Stunde, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Potsdam sagte. „Das ist also satte Orkanstärke“.

Als Downburst wird laut DWD ein extrem starker Fallwind aus einer Gewitterzelle bezeichnet. Dies geht oft gleichzeitig mit sehr heftigem Niederschlag und/oder Hagel einher. Downbursts entstehen, wenn kalte Luft in einem Gewitter nach unten fällt, auf den Boden trifft und sich dort in linearer Richtung ausbreitet.

Ein Sprecher der Regionalleitstelle sagte am Mittwochmorgen, Bäume aller Größen seien umgerissen worden, von 50 Zentimetern bis 1,50 Meter Durchmesser. Das Gewitter zog nach ersten Angaben eine Schneise durch die Stadt. Auch über Warn-Apps wurden die Bürger über die Einschränkungen informiert und vor Gefahren weiterhin herabfallender Äste und Gebäudeteile gewarnt.

Die Zahl der Einsätze gab Oberbürgermeister Scheller mit rund 160 an, davon seien 90 bis Mittwochmittag abgearbeitet worden. Insgesamt sollen rund 200 Notrufe eingegangen sein. Die Schadenshöhe aufgrund des Unwetters lasse sich nicht genau beziffern, sagte Scheller. Er rechne aber damit, dass es sich um insgesamt „sechsstellige Beträge und darüber hinaus“ handle. Experten gingen zudem davon aus, dass sich auch in zwei bis drei Wochen noch Schäden etwa an Bäumen zeigen würden.

Die Aufräumarbeiten dürften sich noch länger hinziehen. Am Mittwoch schaltete die Stadt auch eine Hotline, damit Bürgerinnen und Bürger Sturmschäden melden können. Der Sprecher der Regionalleitstelle sagte: „In 30 Jahren Dienstzeit habe ich noch nicht erlebt, dass so viele Bäume umgefallen sind.“

Am Donnerstag drohen bereits neue Gewitter mit Blitzen, Starkregen und Sturmböen, die laut DWD erneut auch Brandenburg an der Havel erfassen können. Die Feuerwehr bereite sich angesichts der Wettervorhersage intensiv vor, sagte der für die Feuerwehr zuständige Beigeordnete Thomas Barz am Mittwoch. „Wir hoffen, dass es nicht so schlimm wird.“

© dpa-infocom, dpa:230816-99-851894/4

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