Ungewöhnliche Suche im Pazifik:Passagiermaschine hilft bei Rettung von Schiffbrüchigem

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Der Segler Glenn Ey verdankt sein Leben nicht etwa der Küstenwache, sondern dem Piloten eines Linienflugzeuges. Der ging eigens in Sinkflug, um bei der Suche nach dem auf hoher See vermissten Australier zu helfen. Auch die Passagiere spannte der Flugkapitän bei der Ortung des Schiffbrüchigen ein.

Am Freitag wird sein Boot von einer Monsterwelle getroffen, unter der Wucht der Wassermassen knickt das Segel ein. Am Dienstag geht ihm auch noch der Treibstoff aus. Glenn Ey gelingt es noch, einen Notruf mit seinen GPS-Koordinaten abzusetzen. Dann treibt der Australier hilflos auf dem Pazifik. Dass der 44-Jährige heute wieder an Land und wohlauf ist, verdankt er nicht etwa der Küstenwache - Rettung kam aus der Luft, in Gestalt eines engagierten Piloten.

Der Air-Canada-Flugkapitän Andrew Robertson ging mit seinem Flugzeug eigens in den Sinkflug, um nach Ey Ausschau zu halten. Zuvor hatte die australische Behörde für Seenotrettung zwei Passagiermaschinen - darunter die von Robertson - gebeten, ihre Routen entsprechend Eys Angaben zu ändern, um dessen Position zu prüfen.

Robertson steuerte seine Boeing 777 etwa 1500 Meter nach unten, reduzierte die Geschwindigkeit und forderte alle Passagiere auf, Ausschau zu halten. "Ich hatte sie schon vorgewarnt, warum wir sinken", berichtete der Pilot, der auf dem Weg von Sydney nach Vancouver war, australischen Medien zufolge. Als die Maschine das entsprechende Gebiet erreicht habe, habe er nochmals zum Mikrofon gegriffen und gesagt: "Wir sind jetzt im Suchgebiet. Ich bitte Sie alle, aufmerksam durch die Fenster zu schauen und uns zu alarmieren, sobald Sie etwas sehen."

"Diese Jungs waren außergewöhnlich"

Letztlich erspähte der Erste Offizier etwa 500 Kilometer vor der Küste den Schiffbrüchigen mit Hilfe eines Fernglases. Danach überprüfte noch ein Airbus A 320 von Air New Zealand die Angaben.

Kurz darauf ging ein in der Nähe fahrendes Handelsschiff längsseits und schützte die Eys Yacht Streaker vor dem starken Wind, bis das Polizeiboot Nemesis den Segler an Bord nahm. Wegen des schlechten Wetters konnte die Nemesis den Einmaster nicht abschleppen und musste das Boot im Pazifik zurücklassen.

Seine Segelyacht, die Streaker, musste Glenn Ey auf See zurücklassen. Wegen des schlechten Wetters konnte das Polizeiboot, das ihn aufnahm, den Einmaster nicht abschleppen. (Foto: AFP)

An Land wurde der 44-Jährige von seinen Eltern im Empfang genommen. Dem Sydney Morning Herald sagte er, er sei geschockt gewesen, als er erfuhr, wie weit er von der Küste entfernt war. "Ich konnte es kaum glauben. Ich hatte keine Angst, bis ich erfuhr, wo ich eigentlich bin."

Ey bedankte sich bei den Besatzungen der an seiner Rettung beteiligten Maschinen: "Diese Jungs waren außergewöhnlich. Australien kann sich glücklich schätzen, Menschen wie sie zu haben, ehrlich, es ist fantastisch."

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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