Attacke auf Polizisten in Trier:Polizei rudert bei Darstellung des Angriffs zurück

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Vor der Diskothek in Trier sollen 40 Personen auf Polizeibeamte losgegangen sein. (Foto: Harald Tittel/dpa)

Wie gewalttätig war der Angriff auf Polizisten vor einer Diskothek in Trier? Die Ermittler mussten nun einräumen, dass dort doch keine Eisenstangen zum Einsatz gekommen sind. Zudem wurden zwei Beamte offenbar durch das Pfefferspray ihrer Kollegen verletzt.

Der Angriff auf Polizeikräfte vor einer Diskothek in Trier war offenbar doch nicht so brutal wie zunächst berichtet. In einer Polizeimitteilung von Freitagmorgen hatte es zunächst geheißen, rund 40 Personen hätten die Beamtinnen und Beamten "zum Teil mit Eisenstangen, Besen, Schaufeln und Glasflaschen angegriffen". Inzwischen ruderte die Polizei gegenüber dem Trierischen Volksfreund und dem Spiegel zurück: Man könne doch nicht sicher sagen, dass Eisenstangen zum Einsatz kamen.

Zudem seien von den fünf Polizistinnen und Polizisten, die als verletzt gemeldet wurden, zwei versehentlich von Pfefferspray der eigenen Kollegen getroffen worden, zitiert der Spiegel einen Polizeisprecher. Lediglich die übrigen drei seien von Dritten attackiert worden.

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Bis zu 40 Menschen haben Polizeibeamte nach deren Angaben bei einem nächtlichen Einsatz mit Schaufeln und Glasflaschen angegriffen. Erst nach zwei Warnschüssen beruhigte sich die Lage.

In der Nacht auf Freitag war die Polizei wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung bei einer Faschingsparty in die Diskothek in Trier-West gerufen worden. Während die Beamten den Sachverhalt aufnahmen, seien sie von umstehenden, teils alkoholisierten Gästen angegriffen worden. Sie hätten sich mit Pfefferspray gewehrt, seien aber zahlenmäßig unterlegen gewesen, sodass "eine lebensgefährliche Situation" entstanden sei, teilte die Polizei mit. Erst durch zwei Warnschüsse der Einsatzkräfte in die Luft habe sich die Lage beruhigt.

Politiker zeigen sich bestürzt über Gewalt gegen Polizei

Mehrere Politiker hatten sich entsetzt über den Vorfall gezeigt. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach von einem "unfassbaren Gewaltausbruch", der für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben werde. "Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an", sagte sie am Freitag. Die Landesregierung stehe an der Seite der "Polizeifamilie" und werde nicht ruhen, bis die Tat aufgeklärt sei, sagte Dreyer, die selbst in Trier lebt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte die mutmaßlichen Taten. "Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss", sagte sie, als noch nicht bekannt war, dass wohl doch keine Eisenstangen verwendet wurden. Die gesamte Bundesregierung verurteile diesen Gewaltausbruch auf das Schärfste, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin.

Freitagnacht nahmen die Beamten einen 42-Jährigen und einen 21-Jährigen aus Trier zeitweise in Gewahrsam. Eine Ermittlungsgruppe mit rund 100 Beamten suchte im Anschluss nach weiteren Tatverdächtigen und habe weitere potenziell Beteiligte festgestellt, sagte ein Sprecher des Trierer Präsidiums am Samstag. Es werde ermittelt wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruch und versuchte Gefangenenbefreiung. Die Polizei hatte außerdem um Hinweise und Videos von Zeugen gebeten, die bereits eingegangenen würden derzeit ausgewertet. Zu Einzelheiten wollte sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht äußern. Sie kündigte außerdem an, dass auch Beifallsbekundungen in den sozialen Medien, die die Tat guthießen, konsequent verfolgt würden.

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