Tornado in den USA:265 Kilometer pro Stunde

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Mindestens 23 Menschen kommen bei Tornados im Südosten der USA ums Leben, zahlreiche weitere werden verletzt. Es trifft eine der ärmsten Regionen der Vereinigten Staaten.

Von Hubert Wetzel

Tornados in den USA
:Eine Schneise der Verwüstung

Umgeknickte Bäume, eingestürzte Funktürme, blockierte Straßen: Etwa ein Dutzend Tornados fegte am Sonntagabend durch den Südosten der USA. Die Wucht der Stürme in Bildern.

Eine Serie von Tornados hat am Sonntag im Süden der USA enorme Zerstörungen angerichtet. Am heftigsten wüteten die Stürme im Osten des Bundesstaates Alabama, wo drei bis fünf Tornados Bodenkontakt hatten. Dort kamen Polizeiangaben zufolge in der Gegend um die Kleinstädte Smiths Station und Beauregard mindestens 23 Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Einer der Wirbelstürme, die in der Region Häuser zertrümmerten und Bäume entwurzelten, hatte nach Angaben des amerikanischen Wetterdienstes einen Durchmesser von mehreren Hundert Metern. Die Windgeschwindigkeiten in dem Sturm betrugen der Behörde zufolge zwischen 220 und 265 Kilometern pro Sunde.

Nach Angaben der Sicherheitsbehörden suchten Anwohner und Retter in der Nacht zu Montag noch nach weiteren Opfern, die möglicherweise unter den Haustrümmern lagen. Sie setzten Drohen und Hubschrauber ein, die mit Infrarotsensoren ausgestattet waren, um Überlebende aufspüren zu können. Die Behörden schlossen aber nicht aus, dass sich auch die Zahl der Todesopfer noch erhöhen könnte. Neben Alabama waren auch die weiter östlich gelegenen Bundesstaaten Georgia und Florida von den Tornados betroffen, wenn auch weit weniger stark.

Heftige Stürme sind in dieser Gegend der USA nicht ungewöhnlich. Alabama gehört zur so genannten "Dixie Alley", einem Korridor im Süden der Vereinigten Staaten, durch den immer wieder schwere Unwetter ziehen, zumal im Frühjahr, wenn sich dort warme und kalte Luftmassen mischen. Diese Unwetter bringen auch immer wieder Tornados mit sich - mit furchtbaren Folgen: Im besonders schlimmen Jahr 2011 töteten Dutzende Wirbelstürme in Alabama mehr als 260 Menschen.

Die Bewohner der Gegend wissen daher durchaus, wie gefährlich Tornados sind. In vielen Orten gibt es Schutzräume. Zudem gab es am Sonntag klare Warnungen: Der Wetterdienst informierte die Bewohner in Alabama vom frühen Sonntagnachmittag an mehrmals darüber, dass starke Unwetter drohten. Allerdings ist es unmöglich vorherzusagen, wo genau in einer Gewitterzelle sich ein Tornado entwickelt und wo dieser dann den Boden berührt. Die Tatsache, dass die meisten Todesopfer am Sonntag in einem relativ kleinen Gebiet von nur etwas mehr als einem Quadratkilometer ums Leben kamen, belegt die Unberechenbarkeit dieses höchst zerstörerischen Wetterphänomens.

Viele US-Wohnhäuser instabil

Hinzu kommt, das sehr viele Wohnhäuser in den USA nicht so stabil gebaut sind, dass sie Tornados widerstehen könnten. Die meisten Häuser, auch große zwei- oder dreistöckige Bauten, bestehen aus einer relativ leichten Holzrahmenkonstruktion, die durch Span- und Rigipsplatten sowie Dämmmaterial zusammengehalten wird. Ihr Dach ist in der Regel nicht mit Ziegeln, sondern mit Schindeln aus Teerpappe gedeckt. Solche Konstruktionen haben der Wucht eines Wirbelsturms nur wenig entgegenzusetzen. Der Wind zertrümmert die Gebäude im Wortsinn zu Kleinholz. Mehr als ihre Bodenplatte aus Beton und einem Haufen zersplitterter Balken ist von den Häusern oft nicht übrig.

In Alabama verschärft ein weiteres Problem die Lage: Der Bundesstaat ist einer der ärmsten der USA, viele Menschen leben dort in einem so genannten Trailer - einer Art fest installiertem Wohnwagen, der aus Plastik und dünnem Blech besteht und armen Menschen eine billige Bleibe bietet. Nennenswerten Schutz gegen einen Tornado bietet auch so eine Behausung nicht.

Entsprechend dramatisch sind die Schäden in Alabama. "Es sieht so aus, als hätte jemand ein gewaltiges Messer genommen und den Erdboden damit abgekratzt", sagte Jay Jones, Sheriff von Lee County, dem am stärksten betroffenen Landkreis in Alabama, der Washington Post. Außer den Fundamenten sei von vielen Häusern nichts mehr übrig.

Byron Prather, Chef der Feuerwehr in der Kleinstadt Opelika, beschrieb das Bild der Zerstörung gegenüber einer lokalen Radiostation so: "Überall lagen Trümmer herum. Mitten auf der Straße lag der Rahmen eines Trailers" In den Bäumen hängen die persönlichen Besitztümer von Menschen und allerlei Dämm- und Baumaterialien."

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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