Tod bei G-20-Gipfel:Polizei entschuldigt sich bei Familie von Ian Tomlinson

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Proteste für den getöteten Ian Tomlinson (Foto: AFP)

Er starb am Rande des G-20-Gipfels 2009 an inneren Blutungen, nachdem ein Polizist ihn geschubst hatte. Nun entschuldigt sich die Londoner Polizei erstmals bei der Familie des getöteten Ian Tomlinson für die "maßlose und gesetzeswidrige Gewalt" des Beamten.

Das Video, das der Guardian veröffentlich hat, zeigt Ian Tomlinson am Rande des G-20-Gipfels 2009 in London. Er läuft an den Polizisten vorbei, dicht, zu dicht offenbar für einen Beamten, der Tomlinson prompt schlägt und dann zu Boden schubst. Passanten helfen dem Mann auf. Später stirbt er an inneren Blutungen - wahrscheinlich eine Folge des Sturzes, ausgelöst von augenscheinlich ungerechtfertigter Polizeigewalt. Der Fall hat großes Aufsehen erregt, auch weil Tomlinson, ein damals 47-jähriger Zeitungsverkäufer, überhaupt nicht an den Protesten beteiligt war, die den G-20-Gipfel begleiteten.

Etwa vier Jahre nach dem Vorfall hat die Londoner Polizei sich nun erstmals bei Tomlinsons Familie entschuldigt. Sie hat ein Schreiben herausgegeben, in dem sie zugibt, dass der Beamte Simon Harwood mit "maßloser und gesetzeswidriger Gewalt" gegen Tomlinson vorgegangen sei und so seinen Tod verursacht habe. Zudem bestätigt das Statement, dass Tomlinson zum Zeitpunkt des Angriffs bereits dabei war, sich von der Polizei-Absperrung zu entfernen. Er habe die Anweisungen der Polizei befolgt. Und: "Er stellte keine Bedrohung dar."

"Wir haben einen Fehler begangen"

Außerdem entschuldigte sich die Polizei für "unüberlegte Äußerungen gegenüber den Medien" nach Tomlinsons Tod, welche einzig den Zweck gehabt hätten, "die Aufmerksamkeit von der Untersuchung der Todesumstände abzulenken". Ein Beamter hatte behauptet, Tomlinson, der alkoholkrank war, sei bereits zusammengebrochen, bevor er überhaupt Kontakt zu Harwood hatte. Außerdem sagten Polizisten, sie hätten versucht, dem Gestürzten zu helfen. Gegen Ende des Statements heißt es: "Wir haben einen Fehler begangen."

Tomlinsons Witwe Julia erklärte, dass das Schreiben das Ende ihres vierjährigen Kampfes für Gerechtigkeit markiere. "Es war manchmal schwer, weiterzumachen", sagte sie dem Guardian. Außerdem bedankte sie sich bei ihren Unterstützern, darunter den zwei Passanten, die Tomlinson nach der Attacke aufgeholfen hatten.

Gegen Harwood war nach dem Vorfall wegen fahrlässiger Tötung ermittelt worden. Er wurde im Juli 2012 freigesprochen. "Wir werden das Urteil nie verstehen", sagte Julia Tomlinson. Über die Entschuldigung sagte sie, näher würden sie wohl nie an Gerechtigkeit herankommen.

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