Terrorismus:Protokoll der Angriffe von Paris

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Zuschauer verlassen das Stade de France in Paris. Einer der Attentäter soll versucht haben mit einem Sprengstoffgürtel ins Stadion zu gelangen. Foto: Uwe Anspach (Foto: dpa)

Paris (dpa) - Eine blutige Terrorserie mit mindestens 129 Toten und Hunderten Verletzten hat Paris erschüttert. Sieben Angreifer starben, sechs davon sprengten sich selbst in die Luft.

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Paris (dpa) - Eine blutige Terrorserie mit mindestens 129 Toten und Hunderten Verletzten hat Paris erschüttert. Sieben Angreifer starben, sechs davon sprengten sich selbst in die Luft.

Die Täter schlugen gezielt nahezu gleichzeitig an verschiedenen Orten zu. Die Ereignisse im Überblick:

Freitag, 13. November

- 21.20 Uhr: Es gibt eine erste Explosion in der Nähe des Stade de France im Pariser Vorort Saint-Denis. Dort spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor 80 000 Zuschauern gegen Frankreich. An Ort und Stelle werden zwei Leichen gefunden, eine davon wahrscheinlich der Körper eines Sprengstoff-Attentäters.

- 21.25 Uhr: Im 10. Arrondissement, im Pariser Osten, schießen Täter auf Gäste der Bar „Le Carillon“ und des Restaurants „Le Petit Cambodge“. Fünfzehn Menschen werden getötet, zehn Opfer bleiben sehr schwer verletzt zurück.

- 21.30 Uhr: Eine zweite Explosion ereignet sich nahe dem Stade de France. Ermittler finden dort die Leiche eines Mannes mit Sprengstoffgürtel.

- 21.30 Uhr: Frankreichs Präsident François Hollande verlässt seinen Platz auf der Tribüne des Stade de France und bespricht sich noch vor Ort mit Innenminister Bernard Cazeneuve. Danach wird er zu einer Krisensitzung ins Innenministerium gebracht.

- 21.32 Uhr: Es gibt eine weitere Schießerei vor der Bar „A la Bonne Bière“ im 11. Arrondissement, nicht weit entfernt von der ersten Schießerei. Fünf Menschen sterben, acht werden schwer verletzt.

- 21.36 Uhr: Durch Schüsse im Restaurant „La Belle Équipe“ sterben 19 Menschen, neun werden schwer verletzt.

- 21.40 Uhr: Im Restaurant „Comptoir Voltaire“ sprengt sich ein Selbstmord-Attentäter in die Luft. Ein Mensch wird dabei schwer, weitere Opfer leicht verletzt.

- 21.40 Uhr: Ein schwarzer Wagen hält vor dem Musikclub „Bataclan“. Drei Personen mit Sturmgewehren dringen ein und schießen in die Menge, die dort zu einem Konzert der Band „Eagles of Death Metal“ zusammengekommen ist. Sie nehmen Geiseln.

- 21.53 Uhr: In der Nähe des Stade de France gibt es eine dritte Explosion. Der Körper eines Selbstmord-Attentäters wird dort gefunden.

- 22.45 Uhr: Das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland endet mit einem 2:0-Sieg der Franzosen. Ein Sprecher kündigt an, wegen „Vorfällen im Umfeld des Stadions“ müssten die Zuschauer die Arena nach und nach verlassen. Dies gelingt reibungslos.

- Die deutsche Mannschaft verbringt die Nacht aus Sicherheitsgründen in der Kabine. Erst in den frühen Morgenstunden werden die Spieler mit Polizeieskorte zum Flughafen fahren.

- Mehrere Metrostationen werden geschlossen.

- Gegen Mitternacht: Die Pariser Krankenhäuser werden in den Ausnahmezustand versetzt.

- Mitternacht: Präsident Hollande spricht im Fernsehen von mehreren Dutzend Toten, vielen Verletzten. Er kündigt den Ausnahmezustand an.

Samstag, 14. November

- 00.15 Uhr: Das Kabinett trifft sich zu einer Sondersitzung.

- Gegen 00.20 Uhr: Die Polizei stürmt den Musikclub „Bataclan“. Die Operation dauert eine halbe Stunde. Drei Terroristen sterben. Einer wird erschossen, die anderen beiden zünden ihre Sprengstoffgürtel. Im Bataclan gibt es 89 Tote und zahlreiche Verletzte.

- Ab etwa 00.30 Uhr: Mehrere Parteien, darunter die Sozialisten und die rechtsextreme Front National, setzen ihren Wahlkampf für die Regionalwahlen aus.

- Schulen und Universitäten bleiben am Samstag geschlossen, kündigen die Pariser Behörden an. Alle Schulausflüge an diesem Wochenende fallen aus, teilt das Bildungsministerium mit.

- Präsident Hollande und Premier Manuel Valls begeben sich gemeinsam mit Innenminister Cazeneuve und Justizministerin Christiane Taubira zum „Bataclan“, meldet die Nachrichtenagentur AFP.

- „Mit größtem Nachdruck“ verurteilt der Rat der Muslime in Frankreich (CFCM) die „niederträchtigen und schändlichen Angriffe“. - „Wir werden diesen Kampf führen, er wird erbarmungslos sein“, kündigt Hollande in der Nähe des „Bataclan“ an.

- Gegen 11.00 Uhr: Hollande nennt die Angriffe einen „Kriegsakt“ und schreibt sie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu. Er kündigt eine dreitägige Staatstrauer an. Am Montag will er vor beiden Kammern des französischen Parlaments, dem Kongress, sprechen.

- Der Islamische Staat bekennt sich zu den Angriffen.

- 19.00 Uhr: Der für Terrorismus zuständige Staatsanwalt François Molins berichtet von 129 Todesopfern und 352 Verletzten.

- Vater und Bruder des als einer der Terroristen im „Bataclan“ identifizierten werden in Gewahrsam genommen, am Samstag auch noch andere Familienmitglieder.

Sonntag, 15. November

- Im Vorort Montreuil östlich von Paris wird ein weiteres Auto der Terroristen gefunden. In dem Fahrzeug entdecken Ermittler auch Sturmgewehre vom Typ Kalschnikow wie sie bei den Anschlägen verwendet wurden.

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