Terrorismus:Mutmaßlicher Terror-Drahtzieher von Paris ist tot

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Nach dem Anti-Terror-Einsatz im Pariser Stadtteil Saint Denis untersuchen Forensiker ein Gebäude. (Foto: Christophe Petit Tesson)

Paris (dpa) - Der mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge von Paris ist tot. Der 28-jährige, belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud wurde bei der dramatischen Polizeiaktion am Mittwoch in Saint-Denis bei Paris getötet, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

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Paris (dpa) - Der mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge von Paris ist tot. Der 28-jährige, belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud wurde bei der dramatischen Polizeiaktion am Mittwoch in Saint-Denis bei Paris getötet, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Im vergangenen Jahr war Abaaoud auch in Deutschland. Frankreichs Premierminister Manuel Valls bezeichnete ihn als „eines der Gehirne der Anschläge“. Frankreich bleibt voraussichtlich bis Ende Februar im Ausnahmezustand.

Am Mittwoch war Abaaouds Schicksal zunächst noch unklar geblieben. Acht Menschen wurden bei dem siebenstündigen Einsatz nördlich von Paris festgenommen. Zwei Terrorverdächtige starben, neben Abaaoud wahrscheinlich eine Frau, die sich in die Luft sprengte. Abaaoud war das Ziel des Einsatzes.

Valls sagte in der Nationalversammlung: „Wir wissen heute, dass Abaaoud, das Gehirn dieser Anschläge - eines der Gehirne, denn wir müssen besonders vorsichtig sein und kennen die Bedrohungen - sich unter den Toten befand.“ Die Ermittler prüften zunächst noch, ob sich Abaaoud selbst in die Luft sprengte.

Abaaoud habe „eine entscheidende Rolle“ bei den Anschlägen gespielt, sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve. Von ihren europäischen Partnern bekamen Frankreichs Behörden laut dem Minister keine Hinweise, dass Abaaoud auf dem Weg nach Frankreich gewesen sein könnte. Die Ermittlungen würden auch „die genaue Beteiligung“ Abaaouds klären. „Sie wird uns auch erlauben, den Weg dieses Terroristen aus Molenbeek in Belgien zu rekonstruieren.“

Der Islamist sei möglicherweise in vier weitere teils vereitelte Anschläge seit dem Frühjahr verwickelt gewesen. Dazu gehöre der verhinderte Anschlag im Thalys-Schnellzug zwischen Brüssel und Paris im August. Abaaoud sei 2014 von Belgien nach Syrien gereist. Drei Tage nach den Anschlägen in Paris, also am Montag, habe der „Geheimdienst eines Landes außerhalb Europas“ Erkenntnisse über einen Griechenland-Aufenthalt von Abaaoud übermittelt.

Die Bundespolizei kontrollierte den Belgier am 20. Januar 2014 am Flughafen Köln/Bonn, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Zuvor hatte „Spiegel Online“ darüber berichtet. Belgien habe Abaaoud damals zur Kontrolle im Schengener Informationssystem (SIS) ausgeschrieben. Das bedeutet, es war nicht vorgesehen, den Mann aufzuhalten oder festzunehmen.

„Spiegel Online“ berichtete, der Mann habe von Köln/Bonn aus nach Istanbul fliegen wollen und den Beamten erzählt, er wolle dort Freunde und Verwandte besuchen. Das Portal meldete unter Berufung auf Sicherheitskreise, Abaaoud habe sich auch 2007 bereits einmal in Köln aufgehalten.

Die Nationalversammlung verabschiedete in Paris ein Gesetz zur dreimonatigen Verlängerung des Ausnahmezustandes. Er gilt seit dem 14. November. Es gab 551 Ja-Stimmen, sechs Gegenstimmen und eine Enthaltung. Am Freitag folgt noch die Abstimmung im Senat, der zweiten Kammer des Parlaments. Dort wird ebenfalls eine klare Zustimmung erwartet. Der eigentlich nur für zwölf Tage vorgesehene Ausnahmezustand gibt den Sicherheitsbehörden erweiterte Befugnisse.

Die Zustimmung zu dem Gesetz gebe den Terroristen eine klare Botschaft, sagte Regierungschef Valls laut der Nachrichtenagentur AFP. Damit beweise die französische Politik ihre Handlungsfähigkeit. Während des Ausnahmezustands sollen Gruppierungen, die als schwere Gefährdung der öffentlichen Ordnung eingestuft werden, aufgelöst werden können. Aus Sicherheitsgründen sind zunächst auch sämtliche Schülerausflüge, Exkursionen sowie Schüleraustausche untersagt.

Die muslimische Gemeinde in Paris sagte eine für diesen Freitag geplante Kundgebung gegen den Terror aus Sicherheitsgründen ab.

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