Terrorismus:Fahndung nach Attentäter von Istanbul geht weiter

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Türkische Polizisten sperren am Neujahrstag die Straße zu dem Nachtclub ab, in dem der Terrorangriff stattfand. (Foto: Halit Onur Sandal)

Istanbul (dpa) - Nach dem verheerenden Angriff auf eine Silvesterfeier im Istanbuler Nachtclub Reina fahndet die Polizei weiter nach dem Täter und möglichen Komplizen. Zwar gab es mehrere Festnahmen im Zusammenhang mit dem Attentat, das die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert.

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Istanbul (dpa) - Nach dem verheerenden Angriff auf eine Silvesterfeier im Istanbuler Nachtclub Reina fahndet die Polizei weiter nach dem Täter und möglichen Komplizen. Zwar gab es mehrere Festnahmen im Zusammenhang mit dem Attentat, das die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert.

Der flüchtige Angreifer war bislang aber nicht darunter.

Die Behörden veröffentlichten neue Fahndungsbilder des Verdächtigen, auf denen das Gesicht des Gesuchten klar zu erkennen ist. Auch Aufnahmen von Überwachungskameras wurden veröffentlicht.

Die türkische Regierung schloss eine nochmalige Verlängerung des Ausnahmezustandes im Land nicht aus - und will ihren Militäreinsatz gegen den IS im benachbarten Syrien auch nach dem Attentat fortsetzen.

Mindestens ein bewaffneter Angreifer war kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den exklusiven Club am Bosporusufer eingedrungen und hatte das Feuer auf Hunderte Feiernde eröffnet. Augenzeugen zufolge soll er auf dem Boden liegenden Menschen gezielt in den Kopf geschossen haben, wie die Zeitung „Hürriyet Daily News“ berichtete. Anschließend habe sich der Täter umgezogen, seine Waffe gereinigt, während der Panik den Club verlassen - und dann in einem Taxi das Weite gesucht. Im Kugelhagel starben 39 Menschen, zwei davon aus Bayern.

Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagte am Montagabend, es gebe Aufnahmen und Fingerabdrücke des mutmaßlichen Täters. Nun gehe es darum, ihn - und das womöglich dahinterstehende Unterstützernetz im In- und Ausland - so schnell wie möglich zu identifizieren.

Der IS hatte in einem Bekennerschreiben erklärt, ein „Soldat des Kalifats“ habe den Angriff verübt. Die Echtheit des Schreibens ließ sich zunächst nicht überprüfen. „Hürriyet“ berichtete aber unter Berufung auf Geheimdienstquellen, es gebe Hinweise darauf, dass der Angriff auf den Club von derselben IS-Zelle ausgeführt worden sei wie der Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen im Juni. Damals hatten mehrere Selbstmordattentäter 45 Menschen mit in den Tod gerissen.

Nach dem türkischen Einmarsch in Syrien im August rief der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi Anfang November zu Anschlägen in der Türkei auf. Türkische Truppen liefern sich in der nordsyrischen Region um die vom IS beherrschte Stadt Al-Bab seit einiger Zeit heftige und verlustreiche Gefechte mit Kämpfern der Miliz.

Kurtulmus sagte, der Anschlag sei auch als Reaktion auf den Einsatz der türkischen Armee in Syrien zu verstehen. Dieser werde jedoch weitergehen. Man werde alle Terrororganisationen „in die Knie zwingen“. Eine Verlängerung des nach dem Putschversuch vom 15. Juli verhängten Ausnahmezustands sei möglich.

In der Türkei kam es in den vergangenen Monaten wiederholt zu blutigen Anschlägen mit vielen Opfern.

Auch deshalb will die türkische Regierung den nach dem Putschversuch verhängten Ausnahmezustand bis ins Frühjahr hinein verlängern. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, das Parlament in Ankara solle darüber noch heute abstimmen.

Ministerpräsident Binali Yildirim hatte vor Beginn der Plenarsitzung in einer Ansprache vor seiner AKP-Fraktion angekündigt, die Regierung werde eine Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere drei Monate noch in dieser Woche ins Parlament einbringen.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Notstand kurz nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 ausgerufen. Nach der ersten Verlängerung um drei Monate im Oktober wäre er in der Nacht zum 19. Januar ausgelaufen. Erdogan macht die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich.

Nach den Worten Erdogans ermöglicht der Ausnahmezustand eine effektivere Bekämpfung des Terrorismus. Am Montag hatte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus bereits gesagt: „Der Ausnahmezustand wird so lange dauern wie nötig.“

Während des Ausnahmezustands kann der Staatspräsident weitgehend per Dekret durchregieren. Die Dekrete haben Gesetzeskraft und müssen vom Parlament nur im Nachhinein abgenickt werden.

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