Südafrika:1600 Nashörner abzugeben

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Eine berüchtigte Nashorn-Ranch ist pleite. Züchter John Hume will die Farm nun verkaufen. Aber was tun mit den Tieren?

Von Bernd Dörries, Kapstadt

"Büffel Traum Ranch" hat John Hume seine 8000 Hektar große Farm in Südafrika genannt, obwohl es dort gar keine Büffel gibt, nur Nashörner. Er sagt, zum Schutz vor Wilderern habe er eine Art falsche Fährte legen wollen. Aber auch den Wilderern konnte irgendwann gar nicht mehr entgehen, was Hume dort treibt: Auf 1642 ist sein Bestand angewachsen, Nashörner hat er dort mehr als zwei Jahrzehnte lang gezüchtet.

Alle zwei Jahre werden die Tiere betäubt, wird ihnen das Horn abgeschnitten, das sie so unglaublich wertvoll macht und Wilderer in Afrika dazu bringt, massenhaft Nashörner abzuschlachten. Das Horn besteht letztlich nur aus Keratin, einer medizinisch nachweisbar nutzlosen Substanz, die nach Ansicht vieler Millionen Asiaten aber unendliche Potenz verspricht und vieles mehr.

Etwa sechs Tonnen Horn hat Hume auf seiner Ranch gelagert, nimmt man einen Schwarzmarktpreis von 60 000 Euro pro Kilo, wäre sein Schatz 360 Millionen Euro wert. Trotzdem ist Hume pleite. Er will jetzt seine Farm verkaufen. "Wir haben den Tag null erreicht, wir haben keine finanziellen Ressourcen mehr, um für unsere Herde zu sorgen", sagt Hume.

Tierschützer in aller Welt sind einerseits erleichtert, weil Hume sein großes Ziel nicht erreicht hat: die Legalisierung des Handels mit dem Horn der Tiere. Andererseits bleibt die Frage: Was tun mit mehr als 1600 Tieren?

John Hume hat kein einziges Horn verkauft. Seine Vorräte sollen aber 360 Millionen Euro wert sein. (Foto: Waldo Swiegers/Bloomberg)

Hume begann mit seiner "Büffel Traum Ranch", als der nationale Handel mit Nashorn in Südafrika noch nicht verboten war. Nashörner waren für ihn eine Investition, so wie es davor Immobilien und Rinder gewesen waren. Er versprach sich riesige Gewinne und investierte nach eigenen Angaben etwa 85 Millionen Euro in die Farm. Im Jahr 2009 aber verbot dann auch Südafrika den Verkauf von Nashornhorn, Hume war die Geschäftsgrundlage entzogen.

Jahrelang zog er von Gericht zu Gericht, bis er 2017 sogar recht bekam, 500 Kilogramm sollte er in einer Onlineauktion verkaufen dürfen, die weltweit für großes Aufsehen sorgte.

Hume rechnete mit Millionengewinnen, Tierschützer mit dem Anfang vom Ende, mit der schleichenden Rückkehr des legalen Hornhandels. Es gab damals eine intensive Grundsatzdebatte: Während Gegner der Auktion davon ausgingen, dass der legale Verkauf von Horn die weltweite Nachfrage noch weiter ankurbeln werde, sah Züchter Hume sich als Retter einer bedrohten Art.

"Das Verbot des Handels hat das Horn immer wertvoller gemacht", sagte Hume, "ohne das Verbot wäre der Preis nie so weit gestiegen." Und wäre der Preis nicht so hoch, gäbe es keine Wilderer, die Nashörner grausam abschlachten, allein in Südafrika etwa 1000 Tiere pro Jahr. Ziel der Züchter sei es, einen legalen Markt für Horn zu schaffen, den sie mit ihren Vorräten befriedigen könnten. Tatsächlich hat das aber nicht funktioniert.

Züchter John Hume. (Foto: Waldo Swiegers/Bloomberg)

Hume hat letztlich bis heute kein einziges Horn verkauft. Die zwölf, die er versteigert haben will, hängen in der südafrikanischen Bürokratie fest, ständig braucht es neue Genehmigungen für irgendetwas. Hume hat deshalb aufgegeben. Die fehlgeschlagenen Auktion war das eine Problem, dazu kam in den vergangenen Monaten noch eine große Dürre. Er muss zusätzliches Futter kaufen für seine Tiere. Bei etwa 400 000 Dollar liegen die Unterhaltskosten für die Farm, sagt Hume. Eine großer Teil gehe für die Bezahlung der Sicherheitskräfte drauf, denn die Nashörner leben in ständiger Lebensgefahr.

Es ist unklar, wie lange das Geld noch reicht. Hume hat schon alles mögliche probiert, vom Rhino-Coin bis zur Crowdfunding-Aktion. Jetzt gehen ihm die Ideen aus. Er würde sich einen Investor wünschen, dem das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Aber in was soll man denn investieren? Touristisch lässt sich die Region nicht vermarkten, sie ist zu öde und abgelegen. "Es gibt keinen Notfall-Plan", sagt die Tierschutzorganisation "Save the Rhino".

Auch der Tierschutzorganisation fällt nicht viel anderes ein, als darauf zu hoffen, dass schon irgendwie alles gut geht für die 1600 Nashörner.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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