Spanisches Königshaus:Infantin Cristina muss wegen Steuervergehen vor Gericht

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Muss sich vor Gericht verantworten: Infantin Cristina. (Foto: dpa)
  • Die Schwester des spanischen Königs Felipe VI. muss auf die Anklagebank.
  • Infantin Cristina kommt wegen des Vorwurfs des Steuerbetrugs vor ein Gericht in Palma de Mallorca.
  • Das Verfahren steht im Zusammenhang mit dem Finanzskandal um Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarin.

Die spanische Infantin Cristina muss sich wegen mutmaßlichen Steuerbetrugs vor Gericht verantworten. Ein Richter in Palma de Mallorca entschied, dass der Schwester des spanischen Königs Felipe VI. im Zusammenhang mit Geschäften ihres ebenfalls beschuldigten Ehemannes Iñaki Urdangarin wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung in zwei Fällen der Prozess gemacht wird.

Es ist das erste Mal, dass sich ein Mitglied der spanischen Königsfamilie vor Gericht verantworten muss. Der frühere Handballer Urdangarin wird ebenfalls angeklagt. Die Ermittlungen in dem Korruptionsverfahren dauern seit 2010 an. Insgesamt müssen sich 17 Angeklagte vor Gericht verantworten.

Um was es in dem Verfahren geht

In dem Verfahren geht es um die skandalösen Geschäfte Urdangarins, dem die Justiz zur Last legt, als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos etwa sechs Millionen Euro aus der Staatskasse veruntreut und das Geld anschließend in der Firma Aizoon gewaschen zu haben. Bis 2006 war Cristina Mitglied im Direktorium der Stiftung. Außerdem gehört dem Paar zu gleichen Teilen das Unternehmen Aizoon.

Der Untersuchungsrichter hatte der 49-jährigen Cristina zunächst Steuerbetrug und Geldwäsche zur Last gelegt. Den schwerwiegendsten Vorwurf der Geldwäsche hatte das Gericht aber bereits fallengelassen. Die Staatsanwaltschaft hatte vor zwei Wochen die Einstellung des Verfahrens gegen die Infantin gefordert, gleichzeitig aber die Zahlung von Schadenersatz verlangt. Die 49-Jährige hinterlegte daraufhin in der vergangenen Woche 587 000 Euro auf einem Gerichtskonto.

König hält Distanz

Die vierfache Mutter Cristina hatte bei ihren Vernehmungen beteuert, nichts von den Machenschaften gewusst und in finanziellen Dingen vollkommen ihrem Mann vertraut zu haben. Der Ermittlungsrichter hielt die Aussagen der Infantin für nicht glaubwürdig. Eine Anklageerhebung gegen die Infantin durchkreuzt nun die Bemühungen des spanischen Königshauses, das Image aufzubessern.

Auf viele Spanier wirkte der luxuriöse Lebenswandel der königlichen Familie gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise zunehmend als abgehoben und dekadent. Felipes Vater Juan Carlos dankte Mitte des Jahres ab, nachdem auch seine Beliebtheit rapide abgenommen hatte. Für eine Anklageerhebung im Fall Cristina hat König Felipe aber Vorkehrungen getroffen, um die Auswirkungen für das Ansehen der Monarchie in Grenzen zu halten. Er war schon vor längerer Zeit auf Distanz zu seiner Schwester gegangen. Cristina gehört offiziell nicht mehr zum Königshaus und erhält kein Geld mehr vom Staat.

© SZ.de/AFP/dpa/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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