Spanien: Vom Torero zum Zuhälter:Ein rotes Tuch

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Einst war Juan Pedro Galan umjubeltes Wunderkind des Stierkampfes. Als Erwachsener wechselte er aus der Arena ins Bordellgewerbe. Jetzt ist der Ex-Torero wegen krimineller Handlungen verhaftet worden.

"Es gibt keinen großen Stierkämpfer, der nicht früher oder später aufgespießt wird." Dieses Zitat stammt aus einem Essay Ernest Hemingways, seines Zeichens glühender Verehrer des Duells Mensch gegen Stier.

Einst gefeierter Nachwuchstorero, muss Juan Pedro Galan nun den Kampf gegen die spanischen Behörden aufnehmen. Dem 39-Jährigen werden kriminelle Machenschaften im Rotlichtgewerbe vorgeworfen. (Foto: Foto: dpa)

Die Weisheit scheint sich derzeit in Spanien zu bewahrheiten - im übertragenen Sinne, versteht sich. Der große Stierkämpfer heißt Juan Pedro Galan, und "aufgespießt" wurde er vom spanischen Zivilschutz. Die Beamten nahmen den 39-Jährigen fest. "Sexuelle Ausbeutung, Geldwäsche und Unterlagenfälschung", lautet der Vorwurf. Der einst gefeierte Torero soll als Chef eines Rotlichtrings in kriminelle Machenschaften verwickelt sein.

Die große Zeit Galans liegt lange zurück. 1982, als Zehnjähriger, hatte er den Kampf mit den furchteinflößend schnaufenden Bullen aufgenommen und gesiegt. Unter dem tosenden Jubel von 40.000 Zuschauern wurde er auf den Schultern euphorischer Fans aus der Stierkampfarena getragen. Das Bild ging um die Welt. Denn der Knirps hatte nicht in irgendeiner Arena triumphiert, sondern im "La Monumental". Die Stierkampfstätte in Mexiko-Stadt ist die größte der Welt - quasi das Wembleystadion der Matadoren.

Nach Mexiko hatte ihn sein Vater und Förderer bereits im Alter von neun Jahren gebracht, da es Kindern in Spanien verboten ist, bei offiziellen Kämpfen aufzutreten. Im Aztekenstaat lockte der Nachwuchstorero Zehntausende Anhänger der blutigen Tradition in die Arenen. Einige Jahre später setzte er seinen Triumphzug in Spanien fort. Mit 19 Jahren legte er die "Meisterprüfung" ab und durfte sich fortan Matador nennen.

Doch die Geschichte des Juan Pedro Galan nahm den Lauf der Karrieren vieler Kinderstars, die früh vom Ruhm kosten und deren Stern mit zunehmendem Alter verblasst. Als Erwachsener verließ ihn die Gunst der nach Sensationen lechzenden Fans allmählich. Als kaum noch Anfragen eintrafen, warf er das Stierkämpfertuch.

Ausgebeutet und zu Hungerkuren genötigt

Der verschmähte Torero musste seinen Unterhalt fortan auf andere Weise sichern. Gemeinsam mit seinen Eltern und der Schwester baute er in Südspanien eine Kette von "Hotel-Klubs" auf. Im Laufe der Jahre wurde der Galan-Clan zur großen Nummer im Horizontalgewerbe. Mehr als 150 Prostituierte boten in den sechs Bordellen der Familie ihre Dienste an.

Im Internet warb die Bordellkette mit den Worten: "Bei uns können Körper und Geist in einer Atmosphäre der Diskretion, der Exklusivität und der Eleganz entspannen." Offenbar handelte der Ring nicht diskret genug - die andalusischen Fahnder kamen dem kriminellen Geschäftsgebaren auf die Schliche.

Dem Zuhälterclan wird nun zur Last gelegt, die angestellten Liebesdienerinnen sexuell ausgebeutet, zu Überstunden und zu Hungerkuren gezwungen zu haben. Zudem beschlagnahmte der Zivilschutz bei der Razzia in den insgesamt 14 Anwesen Eigentum im Wert von 50 Millionen Euro, eine halbe Million Euro Bargeld sowie Dutzende Fahrzeuge. Spanischen Medienberichten zufolge wurden auch die Familienmitglieder des Bordellchefs verhaftet.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/kred - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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