Sommerbilanz:Heiß, aber nicht am heißesten

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Symbolbild (Foto: Sharon McCutcheon/Unsplash)
  • Der Deutsche Wetterdienst gibt die Durchschnittstemperatur des Sommers 2018 mit 19,3 Grad an
  • Das ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Heißer war nur das Jahr 2003.

Hat Deutschland gerade einen Jahrhundertsommer erlebt oder nicht? Auf diese Frage gibt Uwe Kirsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD) eine eindeutige Antwort: "Der Sommer im Jahr 2003 war heißer", sagt er, "wir haben keinen Rekord".

Den Daten zufolge lag die Durchschnittstemperatur zwischen Anfang Juni und Ende August bei 19,3 Grad - das sind 0,4 Grad weniger als 2003. Tages- und Nachttemperatur fließen mit ein, daher der auf den ersten Blick niedrig erscheinende Wert.

Ein paar regionale Rekorde gab es: In Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Hessen wurden die bisherigen Höchstmarken geknackt. Die höchste Temperatur wurde am 31. Juli in Bernburg an der Saale gemessen: Dort zeigte das Thermometer 39,5 Grad. Zugleich war der Sommer 2018 der zweittrockenste seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit 130 Litern pro Quadratmeter gab es etwa halb so viel Niederschlag wie sonst. Nur der Sommer 1911 war noch trockener.

Gerade Menschen in Bundesländern ohne neuen Temperaturrekord dürfte das Ergebnis überraschen, dessen ist sich Kirsche bewusst. "Unser Wettergedächtnis ist schlecht", sagt der Meteorologe. Man könne sich eben besser an die zurückliegenden drei Monate erinnern als an das große Schwitzen vor 15 Jahren. Ganz falsch liegen die Menschen mit ihren Hitzegefühlen aber nicht: Die aktuellen Werte sind im Bundesdurchschnitt immerhin die zweithöchsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wenn man wolle, könne man fast von einem zweiten Jahrhundertsommer sprechen, sagt Kirsche.

Dass es in nicht allzu ferner Zukunft noch einen dritten oder vierten geben dürfte, liegt auf der Hand. "Sommer wie diesen werden wir in Zeiten des Klimawandels häufiger erleben", wiederholt Kirsche eine Aussage, mit der seine Zunft in den vergangenen Wochen oft zitiert wurde.

Den Beinahe-Rekord sieht Kirsche kritisch - weil er Ausdruck des Klimawandels ist, und ein bisschen auch, weil das Pressebüro des DWD keine Klimaanlage hat. "An manchen Tagen hatte es hier 30 Grad", sagt der Meteorologe, da sei Arbeiten kaum noch möglich gewesen. Aber man könne die Leute ja nicht mit ihren Fragen zum Wetter alleine lassen.

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