Es war keine leichte Strecke, die sich die sechs Skitourengänger ausgesucht hatten. Die Tour von Zermatt nach Arolla, Kanton Wallis, ist ein Abschnitt der berühmten "Patrouille des Glaciers", eines von der Schweizer Armee organisierten Skitourenrennens, das zu den härtesten der Welt zählt.
Am Samstagmorgen waren die sechs Wintersportler zwischen 21 und 58 Jahren in Zermatt aufgebrochen und wollten die Strecke bis am Nachmittag geschafft haben. Doch sie kamen nie in Arolla an. Nach einer großen und wegen des Wetters erschwerten Suchaktion konnten die Rettungskräfte fünf von ihnen am Sonntagabend nur noch tot bergen.
Nach der sechsten Person wird nach wie vor gesucht, doch die Überlebenschancen schwinden. "So viele Stunden in dieser Umgebung zu überleben, wäre ein Wunder", sagte Christian Varone, der Kommandant der Walliser Kantonspolizei, dem Fernsehsender SRF am Montag bei einer Pressekonferenz.
Erst am Sonntag konnte ein Rettungsteam in dem Gebiet abgesetzt werden
Immer wieder verunglücken Skifahrer oder Skitourengänger in den Schweizer Alpen, häufig sind Stürze, Stürme oder Lawinen der Grund. So viele Todesopfer wie am vergangenen Wochenende sind jedoch selten. Wie genau die Tourengänger umkamen, ist bislang unklar. Im Moment könne man nichts über die Todesursache sagen, teilten die Behörden mit, die Ermittlungen würden laufen.
Fest steht, dass das Wetter noch gut war, als die sechs Schweizer am Samstagmorgen losgingen. Die Lawinengefahr allerdings war erheblich: Das schweizerische Institut für Schnee- und Lawinenforschung gab diese bereits am Freitagabend mit Stufe drei an. "Einzelne Wintersportler können Lawinen auslösen", heißt es in ihrem Lawinenbulletin.
Auch Windwarnungen gab es, jedoch nicht in der Stärke, die schließlich gemessen wurde. Am Wochenende, das zeigen Messwerte von SRF Meteo, tobten in dem Gebiet Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 Stundenkilometern - Orkanstärke also.
Kurz nach 17 Uhr am Samstag, so die Kantonspolizei, ging ein Notruf eines Mitglieds der Gruppe ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die Rettungskräfte bereits alarmiert, weil Angehörige der Skitourengänger sich besorgt bei ihnen gemeldet hatten, als die Gruppe nicht wie vereinbart in Arolla angekommen war. Durch den Notruf konnten die Rettungskräfte die Gruppe lokalisieren: im Bereich des Col de Tête Blanche, auf rund 3500 Metern Höhe.
Die Wetterverhältnisse waren jedoch zunächst zu schlecht, eine Rettungskolonne aus Zermatt musste am Samstagabend wegen des Sturms und der Lawinengefahr wieder umkehren, auch Helikopter konnten die Suche nicht fortsetzen. Erst am Sonntag konnte ein Team aus zwei Rettern, einem Arzt und einem Polizisten der Gebirgsgruppe in dem Gebiet abgesetzt werden und sich in Richtung der Gruppe vorarbeiten. Nach 21 Uhr schließlich fand der Rettungstrupp die fünf Leichen.
Wie gut ausgerüstet oder erfahren die Mitglieder der Gruppe waren, teilten Polizei und Behörden nicht mit. Anjan Truffer, Rettungschef der Bergrettung Zermatt, sagte der Zeitung Blick, dass es angesichts der Wetterprognosen "sicherlich fahrlässig" gewesen sei, eine solche Tour zu unternehmen. Truffer, der selbst an der Bergung beteiligt war, gibt auch an, dass die Skitourengänger offenbar noch versucht hätten, sich mit Schneehöhlen vor dem Wind zu schützen - ohne Erfolg.