Schweden:"Kapitän Kleid" muss ins Gefängnis

Göran Lindberg, Ex-Polizeichef von Uppsala, ist in letzter Instanz wegen Sexualverbrechen verurteilt worden. Dabei galt er als Vorkämpfer für Frauenrechte.

G. Herrmann, Stockholm

Einst war Göran Lindberg einer der bekanntesten Gesetzeshüter Schwedens. Jetzt muss er wegen einer ganzen Reihe von Sexualverbrechen ins Gefängnis.

Der ehemalige Rektor der schwedischen Polizeihochschule und langjährige Chef der Polizei Uppsala wurde am Mittwoch in letzter Instanz zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Das oberste Gericht in Stockholm sah es als erwiesen an, dass Lindberg unter anderem eine 17-Jährige vergewaltigt, gegen das schwedische Prostitutionsverbot verstoßen und Frauen misshandelt hatte. Die Richter bekräftigten damit den Schuldspruch früherer Instanzen, milderten aber das Strafmaß leicht ab.

Der Fall hatte weltweit Schlagzeilen gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil Lindberg als Vorkämpfer für Frauenrechte in der Polizei bekannt war. Er referierte einmal sogar vor den Vereinten Nationen in New York zum Thema Gleichberechtigung. Kollegen verpassten ihm wegen seines Engagements den Spitznamen "Kapitän Kleid".

Doch offenbar führte Lindberg ein Doppelleben. Als die Ermittler ihn im Januar festnahmen, war er gerade mit einem Koffer voller Sexspielzeug auf dem Weg zu einer 14-Jährigen.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass der Beamte sich als Zuhälter betätigt hatte. Lindberg gestand bislang nur Besuche bei Prostituierten, alle anderen Vorwürfe bestreitet er.

© SZ vom 25.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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