Schwarzarbeit in Nordrhein-Westfalen:Mafia verdient auf jeder Baustelle mit

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Nach wie vor ist die italienische Mafia im deutschen Baugewerbe aktiv. Das soll ein internes Papier des Landeskriminalsamts NRW belegen, das mehreren Medien vorliegt. Trotz einer Reihe von Ermittlungserfolgen hat sich daran anscheinend nicht viel geändert.

Die Nachricht erinnert an Szenen aus der Mafiaserie Sopranos: Einem internen Papier des Landeskriminalamts zufolge ist die italienische Mafia im Baugewerbe Nordrhein-Westfalens aktiv. Die Verbrecherorganisation ist in Geschäfte mit Schwarzarbeitern involviert. "Es gibt hierzulande keine einzige Großbaustelle, an der die Mafia nicht verdient", heißt es laut Medienberichten in dem Papier, dessen Existenz und Inhalt ein LKA-Sprecher am Montag in Düsseldorf weder bestätigen noch dementieren wollte.

Die vertrauliche Analyse liegt einem Rechercheverbund aus Spiegel, Funke-Mediengruppe und WDR vor. Süditaliener mit Bezügen zur Cosa Nostra würden an Rhein und Ruhr Schwarzarbeiterkolonnen steuern. Der "Niedergang einer seriösen Bauwirtschaft in Deutschland" sei die Folge, weil seriöse Unternehmer mit den Preisen nicht konkurrieren könnten. Laut eines Berichts des Spiegels geht der Schaden in die Milliarden.

Der Bericht ist Teil eines vom Rechercheteam der WAZ-Gruppe iniierten Projektes, in dem das Netz der Mafia in Deutschland untersucht wird. Als Quellen dienen Dokumente deutscher und italienischer Ermittler.

Dass die Mafia tief ins Baugeschäft in NRW eingedrungen ist, ist nicht neu. 2001, 2011 und 2013 waren Ermittlern in Düsseldorf und Köln Schläge gegen die "Bau-Mafia" gelungen. Dabei waren jeweils Bezüge zu italienischen Mafia-Familien zutage getreten - und ein Millionenschaden für den Fiskus durch hinterzogene Steuern und Sozialabgaben.

Die sogenannten Mafia-Morde 2007 in Duisburg hätten die italienische Mafia in Deutschland für einen kurzen Moment sichtbar gemacht und die Öffentlichkeit aufgeschreckt, doch seither sei wenig unternommen worden, um das Problem systematisch anzugehen, kritisierte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz. Die Geldwäsche-Normen müssten dringend überarbeitet und die Abschöpfung illegalen Vermögens vereinfacht werden, forderte der BDK. In Italien habe man große Erfolge mit der Beweislastumkehr: Bei konkretem Mafia-Verdacht könne dort das Vermögen beschlagnahmt werden und der Verdächtige habe dann nachzuweisen, dass er es legal erworben hat.

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