Schauspieler über Flüchtlinge:Til Schweiger plant "Vorzeige-Flüchtlingsheim"

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Erst hat er sich nur via Facebook engagiert, nun will Til Schweiger mehr für die Flüchtlinge in Deutschland tun und mit Freunden ein Flüchtlingsheim aufbauen. Ist das PR oder Altruismus?

Was ist passiert?

Geredet hat Til Schweiger nun viel über Flüchtlinge, mit jedem, der ihn darüber reden ließ. Jetzt will der Schauspier nicht mehr nur auf das Leid der Flüchtlinge in Deutschland aufmerksam machen - jetzt will er selbst etwas tun.

"Ich werde mit Freunden zusammen ein Flüchtlingsheim aufbauen. Anfang 2014 haben sie die alte Rommel-Kaserne in Osterode in Niedersachsen gekauft. Seit Donnerstag ist alles unter Dach und Fach. Wir wollen ein Vorzeige-Flüchtlingsheim bauen. Und ich werde eine Stiftung für traumatisierte Kinder gründen", sagte Schweiger im Interview mit Bild am Sonntag. Dort solle es "Freizeitangebote geben für Kinder, Werkstätten und eine Näherei, sodass die Menschen dort arbeiten können, eine Sportanlage und so weiter".

Wie sieht die Vorgeschichte aus?

Angefangen hat alles mit einem Facebook-Post. "Meine Bitte an Hamburg: Alle mitmachen!!!" schrieb Schweiger dort vor zwei Wochen zu einem Artikel über eine Spendenaktion für Flüchtlinge des Hamburger Abendblattes. Die meisten Reaktionen seien zwar positiv gewesen, sagt Schweiger nun der BamS, jedoch gab es auch viel Kritik und offene Anfeindungen. Schweigers Reaktion war deutlich:

Der nationalistische Teil der Facebook-Nutzer ist dadurch natürlich nicht verschwunden, sondern präsent wie eh und je. Til Schweiger aber bleibt am Flüchtlingsthema dran, was ihm mittlerweile sogar ein Telefonat mit Vize-Kanzler Sigmar Gabriel eingebracht hat. "Frau Merkel, Herr Gabriel bitte übernehmen Sie", kommentierte Schweiger, mit sehr vielen Ausrufezeichen versehen, einen Text über Anschläge auf Flüchtlingsheime in Deutschland. Nur um wenig später stolz vermelden zu dürfen: "Bäm!!! Der Vizekanzler hat sich gemeldet!" Ergebnis des Gesprächs: Tatort-Kommissar und Wirtschaftsminister werden, wie Schweiger im Interview mit dem Stern erzählte, bald gemeinsam Flüchtlingsheime besuchen.

Doch beim Besuchen wird es der Schauspieler nicht belassen, er will mit seinem Engagement nun Flüchltingen selbst eine Bleibe geben. Er habe früher viel mit seiner Rolle als Schauspieler gehadert, sagt Schweiger der BamS. "Ich mache ja nur Faxen vor der Kamera und kriege dafür auch noch Geld." Mit der Hilfe für Flüchtlinge wolle er nun "etwas viel Relevanteres" schaffen.

Was ist davon zu halten?

Wenn ein berühmter und dazu noch reicher Mensch öffentlichkeitswirksam wohltätig wird, ist das immer mit Vorsicht zu genießen. Steht womöglich gerade ein Film an, der promoted werden will? Soll ein Buch verkauft werden? Wer in der Öffentlichkeit steht und Gutes tun will, über den breitet sich schnell eine dicke PR-Decke, die kaum mehr abzustreifen ist. Aber genauso gut kann es sein, dass auch ein Prominenter wie Til Schweiger ganz einfach altruistisch handelt und tatsächlich, wie er das auch beteuert, von der Sorge um Notleidende und nicht der um das eigene Image angetrieben wird.

Beide Lesarten sind in der Causa Schweiger denkbar, und es ist auch müßig, über die korrektere zu spekulieren. Denn eine Sache ist auf jeden Fall gewiss: Wer etwas Gutes für die immer größer werdende Zahl von Menschen tut, die täglich aus ihrer Heimat vor Krieg und Repressalien gen Deutschland fliehen, dessen Motive sind erst einmal zweitrangig.

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