Saudi-arabischer Blogger:Neue Hoffnung für Raif Badawi

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  • Der Fall des zu 1000 Peitschenhieben verurteilten islamischkritischen saudi-arabischen Bloggers Badawi wird möglicherweise neu aufgerollt.
  • Eine wiederholte Auspeitschung Badawis haben die Behörden aus medizinischen Gründen verschoben.
  • Ein Gefängnismediziner habe nach Angaben von Amnesty International erklärt, dass Badawis Gesundheitszustand eine erneute Bestrafung nicht zulasse.
  • Badawi war verurteilt worden, weil er auf seiner Internet-Seite "Liberal Saudi Network" den Islam beleidigt haben soll.

Akte an das höchste Gericht verwiesen

Der Fall des zu 1000 Stockschlägen verurteilten islamkritischen Bloggers Raif Badawi aus Saudi-Arabien wird möglicherweise neu aufgerollt. Das Büro des saudi-arabischen Königs Abdullah habe die Akte an das höchste Gericht verwiesen, sagte die Frau des Internetaktivisten, Ensaf Haidar, der Deutschen Presse-Agentur. Auch die BBC berichtet von diesem Vorgang.

Nach internationalen Protesten hatte Saudi-Arabien die öffentliche Prügelstrafe für Badawi zuvor ausgesetzt. Die für Freitag geplante Bestrafung mit weiteren 50 Stockschlägen wurde nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International aus "medizinischen Gründen" vertagt. Badawi sitzt derzeit in einer Gefängniszelle in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda.

Die ersten 50 Stockschläge hatte der 30-Jährige vergangene Woche nach dem Freitagsgebet vor einer Moschee in Dschidda erhalten. Nach Amnesty-Informationen kam ein Gefängnisarzt am Freitagmorgen zu dem Schluss, dass die Wunden noch nicht ausreichend verheilt seien. Er habe deshalb empfohlen, die Bestrafung erst nächste Woche fortzusetzen. Ob noch andere Gründe hinter der Verschiebung stecken, blieb zunächst unklar.

Badawai habe die ersten 50 Schläge nicht gut verkraftet, berichtete der Guardian unter Berufung auf Amnesty International.

In Wien protestieren Menschen am 16. Januar gegen die Auspeitschung des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi. (Foto: dpa)

Der 30-Jährige war im Mai zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1000 Schlägen verurteilt worden, weil er auf seiner Internet-Seite "Liberal Saudi Network" den Islam beleidigt und die Religionspolizei krisiert haben soll. Diese setzt mit harter Hand die strenge Auslegung des Islam durch, die in dem Königreich herrscht. Der Fall hatte weltweit Kritik ausgelöst.

Auswärtiges Amt kritisiert Vorgehen

Neben Menschenrechtsorganisationen hatten auch viele westliche Regierungen das Vorgehen der saudi-arabischen Behörden kritisiert. Das Auswärtige Amt erklärte am Freitag: "Eine solche entsetzliche und grausame Strafe entspricht in keiner Weise unserem Verständnis von Menschenrechten."

Das streng-religiöse Königreich gehört zu den wichtigsten Partnern des Westens in der Golfregion. Mit Sorge wird auch beobachtet, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" in Saudi-Arabien an Einfluss gewinnt. In dem Zwölf-Millionen-Einwohner-Land liegen die beiden heiligsten Stätten des Islam, die Kaaba in Mekka und die Ruhestätte des Propheten Mohammed in Medina.

Badawis Ehefrau Ensaf Haidar verglich die Stockschläge mit den Anschlägen islamistischer Terroristen in Paris. Die Strafe ähnele dem Angriff auf das Satiremagazin Charlie Hebdo, bei dem vergangene Woche zwölf Menschen getötet wurden. Haidar forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf Saudi-Arabien auszuüben. Sie lebt mittlerweile in Kanada im Asyl. Kontakt zu ihrem Mann habe sie seit zwei Wochen nicht mehr.

© SZ.de/dpa/AFP/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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