Russland:Zahlreiche Tote bei Explosion in Wolgograd

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Bei einem Selbstmordanschlag im Bahnhof von Wolgograd wurden mindestens 16 Menschen getötet. Zahlreiche weitere wurden verletzt. Wenige Wochen vor den Olympischen Spielen in Sotschi lässt Präsident Putin die Sicherheitsvorkehrungen im Land erhöhen.

Im südrussischen Wolgograd hat sich am Sonntag ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und mindestens 16 Menschen getötet. Ein Unbekannter zündete den Sprengsatz vor einem Metall-Detektor im Eingang eines belebten Bahnhofs. Etwa 50 Menschen wurden verletzt.

Nach jüngsten Erkenntnissen der Behörden ist der Anschlag wahrscheinlich von einem Mann verübt worden. Ein am Tatort gefundener Finger gehöre dem bei der Explosion ebenfalls gestorbenen Attentäter, sagte ein namentlich nicht genannter Ermittler der Agentur Interfax. In ersten Berichten war von einer Attentäterin die Rede gewesen.

Die Tat weckte Erinnerungen an einen ähnlichen Anschlag in der Stadt vor zwei Monaten, als eine Selbstmordattentäterin sechs Buspassagiere mit in den Tod gerissen hatte. Zudem schürte sie die Angst vor weiterer Gewalt vor und während der Olympischen Winterspiele im Februar im russischen Sotschi. Islamisten hatten angekündigt, sie würden das Sportereignis mit allen Mitteln verhindern. Präsident Wladimir Putin ordnete an, alle Maßnahmen zu ergreifen, um nach dem Anschlag für Sicherheit zu sorgen. Ein Polizeisprecher sagte, die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen und Flughäfen würden erhöht.

Fernsehbilder zeigten einen riesigen orangen Feuerball im Inneren des Bahnhofs. Aus den verborstenen Fenstern drang dichter Qualm. Rettungskräfte trugen Opfer aus dem Gebäude. Es war mindestens ein Mensch zu sehen, der regungslos auf dem Boden lag. "Ich habe die Explosion gehört und bin rausgelaufen", berichte ein Augenzeuge dem Sender Rossija-24. "Ich habe geschmolzene, verbogene Metallteile gesehen, zerbrochenes Glas und Menschen, die auf der Straße lagen." In dem Bahnhof war mehr Betrieb als gewöhnlich um diese Zeit, da viele Menschen vor den Feiertagen zum Jahreswechsel unterwegs waren.

Wolgograd, das frühere Stalingrad, hat etwa eine Million Einwohner und liegt gut 900 Kilometer südöstlich von Moskau und rund 700 Kilometer nördlich des Kaukasus' und des Austragungsorts der Olympischen Spiele. Es war der schwerste Anschlag in Russland außerhalb der Kaukasus-Region seit fast drei Jahren.

Am Freitag war in der südrussischen Stadt Pjatigorsk eine Autobombe detoniert. Dabei wurden drei Menschen getötet. Pjatigorsk liegt rund 270 Kilometer östlich von Sotschi. Mit Blick auf die Olympischen Winterspiele bemühen sich die russischen Sicherheitskräfte, die Gewalt im Nordkaukasus einzudämmen. Der tschetschenische Islamistenführer Doku Umarow hatte zu Anschlägen aufgerufen, um die Spiele zu stören. Der Kreml verspricht aber sichere Wettkämpfe - die Spiele sind ein Prestige-Projekt Putins.

© SZ.de/Reuters/dpa/cag/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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