Russland: Explosion in Kraftwerk:Tödliche Havarie

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Die Furcht vor weiteren Opfern bleibt: Bei einer Explosion im größten russischen Wasserkraftwerk starben mindestens zwölf Menschen - viele Arbeiter werden noch vermisst.

O. Bilger

Die Furcht vor weiteren Opfern bleibt: Bei einem schweren Unfall in Russlands größtem Wasserkraftwerk sind möglicherweise mehr als 60 Menschen getötet worden. Die Behörden bestätigten zunächst zwölf Tote und 14 Verletzte. Doch das Schicksal von 50 bis 65 weiteren Arbeitern war auch Stunden nach dem Unglück im Turbinenraum von Sajano-Schuschenskaja ungewiss.

Das Kraftwerk in der sibirischen Region Chakassien: Bei dem schweren Unfall in Russlands größtem Wasserkraftwerk sind möglicherweise mehr als 60 Menschen getötet worden. (Foto: Foto: dpa)

In dem Kraftwerk in der sibirischen Region Chakassien war am frühen Montagmorgen ein Öl-Transformator im Maschinenraum während Reparaturarbeiten explodiert, erklärte der Sprecher der Ermittlungsbehörden, Wladimir Markin. Die Turbinenhalle des 1978 in Betrieb genommenen Werkes wurde überflutet, dabei stürzten eine Mauer sowie ein Teil der Decke ein. Das Wasser schoss auch in die darunterliegenden Gänge.

Es sei möglich, dass sich dort Menschen aufgehalten hätten, sagte Kljujew: "Wir wissen nicht, ob diese Leute noch dort unten sind oder ob sie irgendwo nach draußen gelangen konnten." Das Fernsehen zeigte Bilder des zerstörten Maschinenraums mit herumliegenden Trümmern. Helfer konnten das Eindringen des Wassers erst nach 40 Minuten stoppen. Zwei von insgesamt zehn Turbinen wurden bei dem Unfall zerstört, eine dritte beschädigt, teilte die Betreiberfirma RusHydro mit. Die russische Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen Verletzung der Sicherheitsvorschriften ein.

Das Kraftwerk liegt etwa 3000 Kilometer östlich von Moskau, am Fluss Jenissej. Nach der Havarie wurde die Anlage abgeschaltet. In mehreren Aluminiumfabriken und Haushalten in der Region fiel der Strom aus. Anwohner gerieten in Panik und kauften Lebensmittel aus Angst vor Versorgungsengpässen wegen Strommangel.

Die Behörden versuchten, die Menschen zu beruhigen. Katastrophenschutzminister Sergej Schojgu erklärte, dass keine Gefahr für die Städte nahe der zum Wasserwerk gehörenden Talsperre bestehe. Strom werde aus anderen Anlagen umgeleitet, um die Ausfälle zu kompensieren. Premier Wladimir Putin verlangte, alles für die baldige Wiederaufnahme der Stromversorgung zu tun.

Auf dem rund 320 Kilometer langen Stausee bildete sich ein großer Ölteppich. Es bestehe aber keine Gefahr für die Umwelt, teilten örtliche Behörden mit. Infolge der Havarie seien Verluste in Höhe von mehreren hundert Millionen Rubel entstanden, sagte Jewgenij Druskaja, Sprecher von RusHydro, der Agentur Ria Nowosti. Die Wiederaufnahme der nicht beschädigten Anlage könne innerhalb von 45 Tagen erfolgen, hieß es von RusHydro. Das Auswechseln der zerstörten Turbinen könne hingegen bis zu zwei Jahren dauern.

© SZ vom 18.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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