Rotlicht-Affäre des Bayern-Stars:Mit Ribéry nach ganz oben

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Zahia Dehar, die Franck Ribéry zum Verhängnis wurde, wird in Frankreich zum Star. Auch wenn sie den Bayern-Spieler "nicht sehr sympathisch" gefunden habe und eigentlich ganz andere Pläne hatte.

Michael Kläsgen, Paris

Sie ist auf den Titelseiten von Zeitschriften zu sehen. Sie gibt Interviews. Und aus ihren Vernehmungsprotokollen mit der Polizei zitiert die Presse ausgiebig. Die Prostituierte, die den Bayern-Star Franck Ribéry und andere Spieler der französischen Fußballnationalmannschaft in Schwierigkeiten gebracht hat, ist in Frankreich längst eine Person des öffentlichen Interesses geworden.

Zahia Dehar - Ribérys Geschenk zu seinem 26. Geburtstag - bring den Fußballer momentan in Bedrängnis. Zum Zeitpunkt des Tête-à-Tête war sie noch minderjährig. (Foto: Imago)

Wer ist diese Zahia Dehar? Sie wurde am 25. Februar 1992 in Algerien geboren und kam 2002 mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder nach Frankreich. Der Vater blieb in Ghriss. Heute wohnt sie mit Mutter und Bruder in einem kleinen Haus östlich von Paris. Als sie 16 war und abends ausging, fiel ihr auf, dass sie auf Männer wirkte. "Warum nicht davon profitieren?", habe sie sich gefragt.

Eine "Prostituierte" sei sie nicht, sagt sie, sondern ein "unabhängiges Escort-Girl". Sie begleite Männer auf Reisen und an Abenden. Dann liege ihr Tarif bei 500 Euro. Für eine Liebesnacht verlange sie 2000 Euro. So sei sie im Monat auf einen Verdienst von 20000 Euro und mehr gekommen. Ihre Mutter habe von all dem bis zum Auffliegen der Affäre um Ribéry nichts gewusst. Wenn sie nachts nicht nach Hause kam, habe sie gesagt, sie schlafe bei einer Freundin.

"Unabhängiges Escort-Girl"

Von dem Nachtclub "Zaman Café" an den Champs-Elysées distanziert sie sich. Das Etablissement gilt als heruntergekommen und ist im Moment geschlossen. Und doch ist die Polizei auf sie gestoßen, als sie das Zaman abhörte und dort einen Prostituiertenring aufdeckte. Ribéry hat sie nicht dort, sondern im Nachtclub "Le Milliardaire" kennengelernt. Um seinen 26. Geburtstag zu feiern, hat er sie für ein Wochenende nach München ins Kempinski-Hotel einfliegen lassen. Dort soll sich nach Aussage anderer Beteiligter "eine Orgie" mit mehreren Personen abgespielt haben.

Dehar fand Ribéry "nicht sehr sympathisch", auch weil er ihr nur 700 Euro hinlegte. "Woanders hätte ich an dem Wochenende mehr verdienen können", gab sie zu Protokoll. Ein weiteres Treffen zwei Wochen später schlug sie deswegen aus. Erst Ende 2009 trafen sie sich im Pariser Queen Club wieder.

Ribéry muss nun, wenn wohl auch nur theoretisch, fürchten, wegen "Kontaktaufnahme mit einer minderjährigen Prostituierten" drei Jahre ins Gefängnis zu kommen. Auch die Münchner Staatsanwaltschaft prüft den Fall. Dehar ist das unangenehm. In einem Brief an den damaligen Nationaltrainer Raymond Domenech schrieb sie kurz vor der WM in Südafrika: "Wie hätte ich ahnen können, dass die Gutgläubigkeit der Spieler diese Folgen haben kann, wo ich ihnen doch immer mein Alter verschwieg?" Nun weiß sie nicht weiter. Eigentlich wollte sie ja sparen und ein Schönheitsstudio eröffnen. Aber jetzt?

© SZ vom 23.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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